Dienstag, 1. Januar 2013

Überlegungen zum Haushalt

Überlegungen zum Haushalt

Zunächst – das Thema der Überschrift ist für die folgenden Betrachtungen zu präzisieren. Es geht primär und im Grundsatz um die Ausstattung eines Autorinnen-Single-Haushalts. Dieser zeichnet sich vordergründig durch seine spartanische Ausstattung aus. Da ist kein unnützes Möbel oder unnützer Gebrauchsgegenstand, wie ein Besteckkasten, in der praktisch leeren Einzimmerwohnung vorzufinden. Gerade Besteckkästen gelten als Sinnbild der bürgerlichen Gesellschaft; initiieren doch beispielsweise die sechs Kaffeelöffel die Anschaffung von sechs Kaffeetassen, der entsprechenden Anzahl von Untertellern bis hin zu Platzdeckchen und einer Kaffeekanne (insofern dem Größenwahn verfallen, sind es sogar zwölf Kaffeelöffel). Dabei genügt doch ein einziger Löffel (auch Suppenlöffel) in Verbindung mit einer einzigen Tasse voll und ganz, wobei letztere im Bedarfsfalle – so sich Besuch ansagt – auch als sog. Wechseltasse benutzt werden kann. Ein weiteres Argument für die Einzeltasse ist auch der Vorgang des Spülens. Bereits das Abspülen einer Tasse benötigt Zeit, die der Autorin wiederum zur Erledigung ihrer eigentlichen Manuskriptarbeit fehlt. Hinzu kommt, dass die Autorin kein (Thomas) Mann ist, und somit auch nicht spülen lassen kann!

Sechs Kaffeelöffel initiieren desweiteren auch die Abhaltung von (literarischen) Kaffeekränzchen mit mehr oder minder Gleichgesinnten. Damit taucht ein ein weiteres Problem auf – das des Kuchens und seiner Aufbewahrung. Kann im Autorinnen-Single-Haushalt der Kühlschrank als sinnvoller Aufbewahrungsort der eigenen Bücher, CDs usw. dienen, wird dieser Platz nunmehr von diversen Kuchen, von der Kaffeemilch und geschlagener Sahne gar nicht zu sprechen, in Anspruch genommen.

Einladungen bringen Gegeneinladungen mit sich, die kosten wiederum Nerven und auch (schöpferische) Kraft, insbesondere aber Zeit, die für die Schreibarbeit verloren geht, so dass ein Romanmanuskript nicht mehr in zwei sondern – wenn überhaupt – erst in vier Jahren fertig wird. Das gibt Ärger mit dem Verlagslektor, der dann wiederum mit einer Einladung zum Kaffekränzchen beschwichtigt werden muss. Das Ganze ist ein Teufelskreis und zeitigt unweigerlich das Ende der schriftstellerischen Karriere. Ich kann also den (angehenden) Autorinnen nur raten, sich keinen Besteckkasten zu kaufen oder schenken zu lassen.

tjm. - 2008


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