lord, my Lord
(von Dagmar Weck)
(von Dagmar Weck)
Wenn dich niemand beobachtet,
fürchte dich vor dir selber (aus
England).
* zweifel
Gordon
öffnet die menschengroße kunststoffkiste, er, der bestellte, ist wirklich
darin, angekommen gerade eben. ‚lord’ steht auf seiner goldfarbenen jacke.
‚lord, mein
auserwählter, tritt hervor’, auf Gordons befehl verlässt lord seine kiste und
nähert sich dem, der ihn gerufen hat. im antlitz des lord erkennt gordon sein
eigenes angesicht. lord, der nachgebildete Gordon, steht vor Gordon, dem
Tatächlichen, der sein Abbild erschaffen ließ: seinen Androiden. Gordon prüft
lords antlitz und errötet, eine kleine spur weicher als das des Wirklichen
erstrahlt es.
‚sag es mir, lord, Gordon stubst seinen zweitmenschen
ein wenig zu fest in dessen rücken.
‚deine freunde
werden deine schönheit ewig bewundern’, lord umarmt Gordon etwas unsanft. einen
schritt weicht der lebendige Gordon zurück. ’meine freunde thora und robin
müssen mich lieben, sie können nicht mehr an mir vorbei sehen, du bist der
beweis, my lord.’
‚wahrhaftig’, my
lord legt keine wärme in seine stimme.
sich selbst sieht
der mit schönheit begnadete Tatsächliche an, sich allein.
* splendid isolation
in die stadt hinein
treibt es manche menschen, dort finden begegnungen statt.
‚thora, robin’,
Gordon umarmt sein freunde.
‚wir haben uns eine
ewigkeit nicht mehr gesehen, lieber Gordon, daisy ist auch hier’, thora will
Gordon nicht loslassen. ‚meine gute thora, genug, genug’, Gordon beendet die
umarmung mit ihr. an daisy sieht er
vorbei.
er schweigt zu dem
neben ihm stehenden goldenen mylord.
daisy fasst sanft in
Gordons gesicht: ‚es tut mir weh, dass du mich verlassen hast.’
‚du hast mich nicht
genug geliebt, dich habe ich nicht verletzt, niemals.’
lord scheint sich zu
bewegen, ohne befehl.
‚verloren hast du
dich, Gordon’, daisy weint, ‚du kannst nicht lieben.’
‚sag es’, lords
abbild klammert sich an den androiden, der jedoch weigert sich zu sprechen.
ist er doch ein
lebendiger, der goldlord?
* wüste
‚wir sehen uns, mein
lieber’, robins und thoras hoffnung steht mitten in der gut besuchten geschäftsstraße der stadt.
‚später’, lord und
Gordon gehen, drehen sich nicht mehr um und lassen ihre freunde stehen unter
fremden stadtmenschen.
lord und sein herr
erreichen die gemeinsame wohnung, sorgfältig schließt Gordon die wohnungstür
ab, zweimal.
als die sonne sich
weit entfernt von ihrem balkon zurückzieht und sie beide der nacht anvertraut,
zeigt sie für nur eine einzige sekunde ihr
warmes goldRot.
sie allein hat diese
fähigkeit, einem menschen ist sie nicht gegeben.
lord läuft vom
balkon in die Wohnung, dann wieder
zurück zu gordon, danach von
zimmer zu zimmer, unaufhaltbar.
Zwei gläser sekt
schenkt Gordon ein , eines davon reicht er seinem abbild.
lachte dieses nicht
gerade hämisch?
leise,sehr leise?
nein,niemals wird
das geschehen.
Gordon kennt die
ewigkeit nicht, niemand hat sie je gesehen.
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