Sonntag, 25. Januar 2015

Es muss einmal gesagt werden (wieder einmal)... !

Eigentlich bin ich ein umgänglicher Mensch, der es längst aufgegeben hat, über Gedichte ungefragt seine Meinung abzugeben. Doch heute platzt mir wieder mal der Kragen.
Schuld daran hat die schlechte Lyrik, die ich allenthalben und überall vorgesetzt bekomme.
"Liebe Lyriker, habt ihr schon mal etwas von Fortschritt gehört?", möchte ich da manchem "Reimeschmied" zurufen. Nehmt euch doch ein Beispiel an der bildenden Kunst. Schon längst sind  die "Malerwinkel" mit den idyllischen Motiven für Tante Emma und Onkel Otto "out"! - So zeugt es heutzutage doch von schlechtem Geschmack sich den röhrenden Hirsch über die Couch an die Wand zu hängen.

Deshalb verlasst endlich eure "heimeligen Behausungen", hört auf mit dem selbstgefälligen "Kulturschmatzen", bekämpft eure "zärtliche Gleichgültigkeit" (wie Albert Camus es formulierte) und fangt endlich an zu arbeiten: An euren Gedichten, an euch selbst und findet eure eigene Sprache. Vergesst endlich den unredlichen, weil rückwärts gewandten Kitsch. Gute Lyrik, welche die aktuellen Themen unserer Zeit aufnimmt, kann viel bewegen - vielleicht auch nur in kleinen Schritten, aber trotzdem.

Andernfalls, im übertragenen Sinne, werden euch erst die Augen aufgehen, wenn ihr in der Todeszelle sitzt - um bei Camus und seinem Roman "Der Fremde" zu bleiben. Dann aber ist es zu spät, dann habt ihr euren Beitrag dazu geleistet, die Lyrik "zu Schanden zu fahren".

Reinhard Mermi




1 Kommentar:

  1. Lieber Reinhard,

    du bist mit Camus als Beispiel aber auch nicht gerade im Fortschritt angekommen.

    Und Todeszelle??? Nur zur Erinnerung: Bereits 1945 wurde in Deutschland die Todesstrafe abgeschafft!

    Ein röhrender Hirsch ist kein schlechter Geschmack - es ist ein anderer Geschmack.

    Meinst du in der heutigen Zeit mit guter Lyrik Lyrik über Pe-De-Le-usw.Gida?

    Noch immer hat Lyrik AUCH etwas mit Poesie zu tun. Also ist es keinesfalls verkehrt,
    sich auf UNSERE Kultur und Kunst immer noch zu besinnen. Sie hat wahrlich nur noch
    wenige Chancen im täglichen Allerlei!

    Mit zeitgenössischen Gedichten etwas bewirken?
    Nenne mir dafür ein Beispiel!

    Ganz sicher haben sich schon viele Autoren an solchen Gedichten versucht und sicher auch sehr gute Gedichte darüber geschrieben. - Die Ordnung der Welt wurde davon nicht hergestellt!
    Ich habe noch kein solches Gedicht in einer Tageszeitung gelesen, noch keines auf Handzetteln gefunden, die für den Weltfrieden verteilt werden usw.

    Sei mir nicht böse, aber als ich diesen Artikel gerade las, wollte auch Luft aus meinen Lungen.

    LG; Edith

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