Montag, 16. November 2015

Buchbesprechung: Das Killer-Phantom



von Manfred Chobot
36 Mini-Krimis

erschienen bei:
© Erhard Löcker GesmbH, Wien 2015
Herstellung: Prime Rate, Budapest
ISBN 978-3-85409-688-7
Nach dem „Dr. Mord“ schlägt Manfred Chobot wieder zu. Es gibt nichts zwischen Himmel und Erde, zwischen Neusiedlersee und Bodensee, das nicht irgendwann einmal in einen Polizeibericht, in ein Verhandlungsprotokoll Eingang findet. Und damit dem Manfred Chobot die Möglichkeit gibt, diese Vorfälle aufzuarbeiten oder zumindest ein wenig zu bearbeiten. Denn, was macht er damit? Eher knochentrocken kommen die 36 Mini-Krimis daher. Man sucht vergebens, gibt es einmal eine Zuneigung zu einem Opfer, eine Abscheu gegenüber einem Täter? Nein, der Autor – oder soll man sagen der Berichterstatter – zieht sich hinter die Fakten zurück. Das Elend das oftmals dahinter steckt, der Antrieb zu den unglaublichsten Handlungen ist, das Geltungsbedürfnis das die Menschen zu Taten treibt, die unvorstellbarsten Motive, all das blättert der Autor vor uns auf. So auf, die Art: „Schaut nur her, und denkt daran, das ist noch lange nicht alles, wozu wir Menschen in der Lage sind!“ Das Schmunzeln bei einzelnen Beiträgen gefriert dem Leser, es weicht einem Kopfschütteln. Wenn man nicht wüsste, dass, ... aber nein, der Autor kennt aufgrund seiner Lebensgeschichte ganz sicher noch die legendäre Kabarettsendung im sonntäglichen Radio: „Der Watschenmann“ wo es immer wieder hieß: „solchene Sachen lassen sich nicht erfinden, nicht einmal von unserem Etablissement“ – nein, lieber Manfred Chobot, ich gebe Dir Recht: Solchene Sachen lassen sich nicht erfinden, nicht einmal von einem Manfred Chobot. Die Frage bleibt: was soll es, was will der Autor damit? Eine neue Reihe der unzähligen Krimis eröffnen? So, nach den unsäglichen Orts- und Regionalkrimis nun die Krimis aus der universellen Tatenreihe und dem universellen Täterkollektiv? Burghard Spinnen meinte einmal in seiner Funktion als Juryvorsitzender in Klagenfurt, er mag keine Dorfgeschichten mehr lesen. Das kann man ja fortsetzen: Wer mag denn Krimis aus Hinterhaxenhausen lesen, den verhinderten Kriminalinspektor vom Posten Oberbrunzenbrunn bei der Aufklärung der Dorfintrige beobachten oder der Entdeckung von Malversationen des Bürgermeisters von Vorderbrennesselbergen durch eine charmante Kanzleigehilfin mitverfolgen. Man kennt das doch alles, diese Bücher sind alle nach einem Schema gestrickt, so ähnlich wie die erfolgreichen Novellen aus den div. Schreibschulen und Akademien für kreatives Schreiben. Also, das vermeidet Chobot, das erspart er uns. Im Gegenteil, seine Tatorte sind weltweit, obwohl sie sehr lokal zuordenbar scheinen. Wer kann denn nicht und niemals Täter sein? Ehepaare oder Eheleute? Politiker (Achtung, es gilt die Unschuldsvermutung)? Alle sowieso Unschuldigen, alle Steuerhinterzieher? Sämtliche Gärtner (die ausschließlich und ohne weitere Verdachtsmomente), alle Trinker, Drogenabhängige? Alle permanent nüchternen Antialkoholiker, Nichtraucher, Niemals-Scharzfahrer. Nein, es gibt nix und niemand, den Manfred Chobot auslässt, Dich und mich eingeschlossen. Also, auf ein Wiedersehen lieber Leser, lieber Mittäter, irgendwo zwischen den Seiten 9 und 206. Viel Spaß und ich freue mich auf das Treffen, gerade mit Ihnen, die Sie jetzt diese Rezension lesen!
 Hans BäckAutor und Literaturvermittler
Kapfenberg

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