von Hans Bäck
„Sind deine Äpfel bei Vollmond oder abnehmenden Mond
gepflückt?“ fragte ich meinen langjährigen Apfelbauern in Pöllau.
„Bist deppert? Ich bin froh, dass ich in diesem blödem Jahr
(es war das Erntejahr 2016: Schnee auf den Blüten, Spätfröste usw) überhaupt
ein paar an den Bäumen habe!“
„Na ja, ich meine ja nur, denn da gibt es den Mondkalender,
wenn man nach dem geht, dann ist alles ganz anders!“
„Ja, ich könnte dann auch einen höheren Preis
verlangen, könnte mir das Kühlhaus
ersparen, und was weiß ich noch alles!“
„Du horch zu, ich habe bei meinem letzten Besuch in Hamburg
im „Hamburger Abendblatt“ gelesen, dass am Markt in Ottensen Äpfel, gepflückt
nach den Mondphasen, angeboten wurden. Und weil das auch am Stand angeschrieben
war, konnte der Verkäufer dort den vierfachen Preis verlangen. Die Urteile der
Käufer gingen von einem ‚Traumgeschmack’
bis ‚Hokuspokus’ und ‚Etikettenschwindel’. Einer meinte noch im Vorbeigehen, wenn die Äpfel noch von
sieben Jungfrauen gepflückt wären, dann würde er sie kaufen.“
„Was willst denn“ meinte mein biederer Oststeirer, „es gibt
ja auch das Mineralwasser mit Mondscheinabfüllung, da kannst auch eine Flasche
Sekt auch kaufen, so teuer ist das.“
„Ja, aber dafür wunderbar bekömmlich und du bekommst dann
auf vierundzwanzig Stunden keinen Durst mehr.“
„Und wenn der Bauer sein Schwein zu Klängen von Mozartmusik
verwurschtet, schmeckt sie unvergleichlich besser und hält dreimal so lange –
bevor sie schimmlig wird.“
„Echt? Ich habe gelesen,
beim Friseur musst du auch achten, welche Mondphase gerade ist. Bei mir
ist das besonders wichtig, denn wenn ich die falsche Phase erwische, dann
wächst überhaupt nix mehr nach und ich habe eine Totalglatze! Sonst kanns mir
passieren, bei der anderen Phase, dass ich nach 6 Wochen schon wieder zum
Friseur gehen müsste.“
„Bei uns im Dorf, da ist einer“ so antwortete mein
Obstbauer, „der auch sein Brennholz unter Berücksichtigung der Mondphasen
schlägert. Wenn er das bei Neumond macht, dann brennen die Scheiter im
Kachelofen viel länger!“
Wir haben uns geeinigt, dass ich weiterhin meine Äpfel bei
ihm kaufe, egal, wann er sie pflückt. Ob da der Mond über den Masenberg steht
oder gerade untergegangen ist, ob es Neumond oder Vollmond ist. Hauptsache, sie
sind gut und saftig (echt steirisch eben) und nicht zu sehr gespritzt, sodass
es noch ein Apfel ist, der auch nach Apfel schmeckt.
„Du, wie ist denn das mit der Liebe? Sollen wir da auch nach
dem Mond gehen?“
„Weißt was, das ist egal, seien wir froh, dass wir ...“
„Ja, hast eh recht“
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