Milan Ráček
„Die Wiedergänger
– oder Lenins zweite Revolution“
Roman aus dem
Jenseits
Edition Roesner
ISBN
978-3-903059-12-2
Einst sagte Marcel Reich Ranicki nach der Lesung von Herman
Burger in Klagenfurt (1985) „Ja, hätten wir einmal was“ und dieser Satz fiel mir ein, nachdem ich das
Buch, eigentlich das sehr schmale Buch (was sind schon 157 Seiten für einen
Roman aus dem Jenseits!) von Milan Ráček gelesen hatte. Das kleine Paket vom
PODIUM, das mir Hannes Vyoral zugesandt hatte – im heißen August des Jahres
2017 – geöffnet und hineingeblättert und dann umgehend zu Lesen begonnen. Gut,
157 Seiten sind an sich bald gelesen, aber...
dann habe ich bedauert, dass nicht mehr Seiten sind, dass „es“
so rasch endet, aus ist usw. Was gibt es Besseres über ein Buch zu sagen, nach
einem Lesesommer, der durchaus mit interessanter Lektüre beschickt war und zum
Ausklang dann diesen Roman aus dem Jenseits bescherte.
Da muss ein Präparator mit 70 doch einmal in Pension gehen, fürchtet
die Leere danach und beschließt eine sehr sorgfältig geplante Methode seines
Abschieds von dieser Welt. Und, siehe da, er wird „drüben“ (oder „oben oder
„dazwischen“) bereits sehnsüchtig erwartet, geht es darum einer Reihe von
Mumien, den später so definierten „Erhaltenen“ fehlende oder abhanden gekommene
Körperteile fachgerecht zu ersetzen. Warum das im Jenseits notwendig sein
sollte? Nein, das verrate ich nicht, es ist unstatthaft alle Ereignisse eines
spannenden Buches in der Rezension vorweg zu nehmen, der Leser soll ja auch den
Genuss des Entdeckens haben. Jedenfalls der Präparator findet eine Unmenge an
Arbeit vor, hat alle Hände voll zu tun, um einfache mumifizierte Mönche aus
Palermo, Soldaten des Ersten Weltkrieges, aber auch Prominente, von denen man
als Leser (und auch der Protagonist) nicht erwarten würde, sie in dieser
Zwischenstufe der Seligkeit, vor der Entscheidung nach „Oben“ oder nach „Unten“
anzufinden. Wer hätte gedacht, dass derjenige, der Millionen von Opfern, den
Mord an der Zarenfamilie, die Teilung der Welt usw. zu verantworten habe, „noch“ in der
Zwischenstufe anzufinden sei. Auch der Präparator hätte ihn zumindest in den
Regionen des „Unten“ vermutet, doch wird er von der „Obrigkeit“ des Besseren
belehrt und er beginnt sein Restaurierungswerk auch an Lenin, trotz der
ursprünglichen Ablehnung der Person und der Lehre. Die Gespräche zwischen den
Beiden sind indes ein Meisterwerk des dialektischen Materialismus, den hatte
der Autor ja während seiner Universitätszeit in der damaligen CSSR ja studieren
müssen, es macht Vergnügen zwanzig Jahre nach dem Ende des Real Existierenden
Sozialismus das noch einmal in so geschliffener Form nachzulesen. Doch es ist
ja nicht nur Lenin, der den Künsten des Präparators anvertraut wird, es folgen
eine Reihe bekannter (Vlad III genannt Dracula, Eva Peron um zwei Extreme zu
nennen) und unbekannter Mumien. Dabei ist höchst interessant zu erfahren, was
denen bei der Mumifizierung angetan wurde, welche Körperteile beschädigt wurden,
und ganz spannend, welche Methoden derzeit angewendet werden, wie auch hier die
Entwicklung fortgeschritten ist, was heute möglich ist, um Körper für eine
„Ewigkeit“ die ja so ewig nicht sein wird zu erhalten.
Genug der Hinweise und Vorwegnahmen, es gibt nur einen
Ratschlag: Du lieber Leser, kauf das Buch, die € 24,90 sind gut angelegt, und
vor allem, Du wirst das Buch immer wieder zur Hand nehmen (und nicht nur dann,
wenn Du wissen willst, wie es in der Ewigkeit zugeht).
Milan Ráček, hat hier eine Kostbarkeit, eigentlich von einem Autor
seines Ranges zu erwarten, vorgelegt. Schön, dass es das gibt!
Hans Bäck
Kapfenberg
PODIUM Mitglied,
PEN Trieste
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