Roman, Hanser Verlag, 2013
Als ich vor einigen Jahren das Buch „Das bin doch ich“
dieses Autors las, habe ich mir geschworen, nie mehr einen Text dieses Autors
zu lesen.
Nun passiert mit dem neuen Roman eine unglaubliche Hype.
Startauflage 50 000 Exemplare, hymnische Lobesbesprechungen im Standard,
vernichtende Kritik in „El libris“ in Ö1, eher schwache Beurteilungen in der
„Presse“
Ich wurde neugierig. Mein Budget nach dem Sommer war nicht
allzu angespannt, also konnte ich mir die paar Euro abzwacken und das Buch
bestellen. Meine Buchhändlerin sagte mir, sie sei auch schon neugierig auf
meine Beurteilung, da sie eben auch so unterschiedliche Meinungen hörte und las. Und nach Kapfenberg kommt der
Autor auch.
Also: Das größere Wunder gekauft und zu lesen begonnen.
Fangen wir beim Leichteren an, beim Plot, beim Thema, der
Handlung:
Wir erinnern uns, in der Kindheit das Märchen gehört oder
selber gelesen zu haben, wo es einer armen Familie gelungen ist, einen Teller
Grießbrei zu bekommen der nie zu Ende ging. Die Armen, immer nur Grießbrei
essen, dachte ich mir damals schon als Kind. Muss das fad sein! Nun der
Protagonist des Romans ist in der Situation. Der braucht nie mehr was tun, das
Geld hat ihm sein Adoptivgroßvater (wenn man diese schon einmal eigenwillige
Konstruktion so bezeichnen will) hinterlassen, es wird nie ausgehen, was immer
er auch tut – oder nicht tut. Wie halt das so ist, immer nur Grießbrei essen –
ohne jemals die Chance zu haben, selber einen kochen zu müssen, das ist
stinklangweilig. Und so entwickelt sich das Leben des Protagonisten Jonas. Nach
einer zugegeben turbulenten Kindheit, die davon geprägt war, dass der
Adoptivgroßvater da war und alles (und alle!) aus dem Weg räumte, die böse,
hinderlich, waren. Probleme? Schule? Ärger mit Freunden? Leibwächter Zach
sorgte für klare Verhältnisse. Da kann es schon einmal vorkommen, dass einem
Zahnarzt, der dem Jungen zwei Zähne ohne Betäubung gezogen hatte, zur Strafe
einmal die Hände und die Arme gebrochen wurden und dann sämtliche Zähne
ausgerissen wurden. Probleme mit einer Verfolgung, Ausforschung des/der Täter?
Der Dorfgendarm fährt ein Auto, das er sich mit seinem Gehalt nie leisten
könnte, wohnt in einem Anwesen, dass ... Soweit, so zum Gähnen.
Der Adoptivgroßvater stirbt, dessen leiblicher Enkel kommt
bei einem der jugendlichen abenteuerlichen Mutproben ums Leben, Jonas bleibt
allein zurück mit Geld – siehe Grießbrei!
Irgendwann entschließt er sich – (weil mir so fad ist???)
bei einer der kommerziellen Everest-Besteigungen mitzumachen. Wir kennen das
zur Genüge. Fünfzigtausend Dollar und du bist dabei. Ob du herunter kommst?
Keine Garantie, aber eben deswegen – weil mir so fad ist!
Vor dort an wurde das Buch für mich zwiespältig. Also
spannend schreiben kann er der Glavinic, die Situation im Basislager, die
Vorbereitung zum Aufstieg, der Auf- und Abstieg in die Hochlager und wieder
zurück, die Kämpfe und Krämpfe innerhalb des Teams, die Eifersüchteleien der
einzelnen Teamleiter untereinander, das alles ist mit Bravour geschrieben.
Entweder war er dabei oder er hat sich gründlich informiert. Da muss ich sagen,
selber als Bergsteiger, zwar nie auf dem Everest (nicht einmal im Traum gedacht
– eben weil mir nicht fad ist), und über den Mont Blanc (in der Höhe) und das
Matterhorn (in der Schwierigkeit) nie hinausgekommen, erlaube ich mir die
Beurteilung: Das Bergabenteuer ist großartig geschrieben. Ich gestehe, ich habe
das Buch in einem Zug ausgelesen. Auch deswegen, weil ich wissen wollte: Kommt
der Jonas nun hinauf oder nicht. Wollen Sie es wissen? Nein ich verrate das
nicht. Lesen Sie ruhig das Buch.
Ärgern Sie sich über den total gekünstelten Plot, den
Grießbrei, die vielen Zufallskonstruktionen – wie viel Zufälle dürfen
eigentlich auf 523 Romanseiten vorkommen? Aber genießen sie die total spannende
Beschreibung des Bergabenteuers, auch wenn Sie schon glauben, die
Akklimatisierung hört überhaupt nicht mehr auf!
Hans Bäck
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