Bachmannpreis 2015
von Hans Bäck
Preisverleihung: Ingeborg Bachmannpreis an Nora Gomringer, KELAG Preis und BKS Publikumspreis an Valerie Fritsch, 3SAT Preis an Dana Grigorcea (c) Presseservice ORF / Johannes Puch |
Nicht einmal die glühende Sommerhitze konnte die Autoren –
nun ja für die ging es ja um Einiges – noch die Juroren –die bekamen
immerhin bezahlt dafür – und auch nicht
das Publikum abhalten im ORF Gelände in Klagenfurt auszuharren. Sicher, das
Theater war „gut gekühlt“ (Energiesparmaßnahmen würden nahelegen, die Tage der
Deutschsprachigen Literatur in eine andere Jahreszeit zu verlegen), im Garten
des ORF Klagenfurt gab es genügend Schatten und Getränke, und die gebotene
Literatur war nicht gerade die Schlechteste. Obwohl und da beginnt die
jährliche Krux des akkreditierten Teilnehmers, ja obwohl manche Juroren bei der
Auswahl der von ihnen nominierten Autoren mehr Sorgfalt und Fingerspitzengefühl
hätten walten lassen können. Aber, natürlich die Jury, das ist das jährliche
Fest der Alphatierchen, m oder f spielt dabei keine Rolle, ebenso wenig wie
Blond oder grau oder unbehaart. Biedere Kritiker, Mitarbeiter irgendwelcher
Wochenendbeilagen in mehr oder weniger renommierten Zeitungen und Zeitschriften
dürfen nun einige Tage lang in der Welt der Literatur der Nabel dieser Welt
sein. Es wäre bei der Juryzusammensetzung darauf zu achten, welcher Juror es
regelmäßig nicht schafft, seine Kandidaten auf die Shortlist zu bringen.
Befindlichkeiten haben da keine Rolle zu spielen – sollte man meinen. Was hat
es für einen Sinn eine junge Frau ihn den Bewerb zu hetzen, wo jeder Leser des
Textes sofort feststellt: Nein, das ist einfach nichts. Vielleicht, weil diese
Kandidatin im Vorfeld durch anitfeministische Äußerungen aufgefallen ist und
der Vorschlagende dachte, damit ein Skandälchen zu produzieren? Hier wurde ein
junge Autorin verheizt, anstelle sie zu begleiten und zu führen, sie so ins
kalte Wasser zu schmeißen, das grenzt an Fahrlässigkeit, lieber Hubert Winkels.
Übrigens, der neue Vorsitzende der Jury! Ich weine Burghardt Spinnen keine
Träne nach, aber die Ausbootung von Daniela Strigl hat sich bitter gerächt! Ein
Juryvorsitzender wird nicht besser, wenn er unbedingt mit erhobenen Zeigefinger
– sowohl wörtlich als auch bildlich – auf seine Kollegen und das Publikum
einredet. Dabei meist am Text vorbeigeht und sich in Allerweltsfloskeln und
germanistischen Lehrsätzen verliert. Und dann die blonde Möchtegern–Vorsitzende
der Jury, gut dass sie das nicht geworden ist. Meike Feßmann reihte sich
nahtlos in ihre wenig berauschenden Beiträge der Vorjahre ein. Wenn sie einmal
pointiert sein wollte, geriet es fast zur Peinlichkeit. Texte zu beurteilen beinhaltet
natürlich auch einmal ein negatives Urteil. Es ist gut, wenn nicht alles immer
Wonne und Grießschmarrn ist. Eine Ablehnung eines Autors (und dessen Textes)
sollte schon fundiert begründet werden. Banal ist eine Aussage, aber warum der
Text so banal gesehen wurde, was daran das Banale war, das wäre interessant
gewesen zu erfahren, umsomehr die übrigen Juroren in diesem Falle keinesfalls der
selben Meinung waren. Klaus Kastberger bemühte sich Vergleiche, Bilder
heranzuziehen, die seine gewürzten Beiträge unterstreichen sollten, durchaus
mit Erfolg. So ein wenig Pfeffer in den Jurybeiträgen, das gehört einfach dazu
und macht die Veranstaltung spannend und lebendig und könnte auch ein Argument
für weitere TV-Liveübertragungen sein.
Das Procedere der Preisfindung wurde diesmal etwas geändert,
um jenen Autoren, die bei der Abstimmung „knapp durchgefallen“ sind, in der
nächsten Runde einen Startvorteil zu geben. Leider, bei der immer wieder
genannten Teresa Präauer ging dies voll daneben. Bei jedem Durchgang war sie
dabei, im Stechen fiel sie wieder durch. Schade eigentlich, denn genau der Text
hätte viel Potenzial gehabt und wäre durchaus preiswürdig gewesen. Womit nicht
gesagt ist, dass die Preisträger nicht preiswürdig gewesen sind, im Gegenteil,
jede Einzelne hat ihren Preis verdient. Man könnte vielleicht insoferne einen
Ausgleich schaffen, dass der Publikumspreis, der über Internetabstimmung
vergeben wird, zuerst genannt wird und der Preisträger/die Preisträgerin aus
den weiteren Wertungen dann ausfällt. Nicht zu beneiden war Hildegard E.
Keller, die ihre beiden Kandidaten auf die Shortlist brachte und dann die Qual
der Wahl hatte und sich für eine entscheiden musste. Da aber Dana Grigorcea
„erst“ im dritten Durchgang zum Zuge kam, blieb Monique Schwitter der Trost,
gleich oft wie Teresa Präauer genannt zu werden, während die Preise andere
bekamen. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich die Literaturveranstalter die
Sendungen gut angesehen haben und die Marketingabteilungen der Verlage die
beiden Damen trotzdem pushen und fördern. Das sind gleichwertige
Nicht-Preisträger, denen die Tücke der „Geschäftsordnung“ einen Streich
spielte.
Noch ein Wort zu jenen, die es nicht auf die Shortlist
schafften. Wie schon erwähnt, meiner Meinung nach ein Fehler des Jurors, der ja
die Autoren vorzuschlagen hat und daher auch die Texte kennt. Es ist mir
unverständlich, wie es manchen Beiträgen überhaupt gelang, dass sie in
Klagenfurt zum Vortrag kamen. Wenn ich da an unsere Juroren des „Reibeisen“
denke, die hätten keine Chance gehabt, jeweils nur in die Nähe einer Aufnahme
zu kommen! Es ist natürlich eine Heidenarbeit in der Vorbereitung auf den
Bewerb hunderte Texte zu lesen und zu beurteilen, aber es wird ja auch
honoriert (im Unterschied zu unseren Reibeisenjuroren, denen wir nichts
bezahlen, ihnen keinen Aufenthalt über eine Woche in Kapfenberg – ohne
Wörthersee – bieten können). Jeder Autor darf auch einmal einen Text schreiben
und auch abliefern, der nicht so hundertprozentig gelungen ist, aber wenn dann
ein „ausgewiesener Literaturkritiker“ sein ok dazu gibt und im Bewerb dann
umfallen muss, weil die Mitkollegen, mit Recht kein gutes Haar daran lassen,
sollte das Berufsethos den/die Juror/Jurorin von sich aus dazu bringen, im
kommenden Jahr in Frankfurt oder Berlin zu bleiben.
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