Sonntag, 6. März 2016

Über Konsequenz oder dem, was davon übrigbleibt.



(Gedanken eines Grantlers zum Montag, den 29.2.)


Der Untergang des Abendlandes steht zwar seit Jahrzehnten unmittelbar bevor, es gibt aber immer noch Ereignisse, welche das vorhergesagte Ereignis ein wenig hinaus zögern – sollte man meinen. Aber dann spießt es sich wieder irgendwo und das Abendland bleibt doch wieder erhalten. Was ist nicht schon alles vorhergesagt worden, womit der Untergang unausbleiblich scheine – aber siehe da: Das Abendland ist anscheinend doch noch nicht so morbid und nicht so leicht umzubringen. Beispiele gefällig? Aber gerne. Ich schreibe diese Zeilen am Montag, dem 29. Feber, keine Ahnung, wann der 29. Feber wieder auf einen Montag fällt, aber das ist so selten, dass es mich wundert, dass die Untergangspropheten nicht schon längst den Kometen auf die Erde zurasen sehen und sich in die Höhlen zurück gezogen haben. Wie hieß doch der tolle österreichische Wissenschaftler, der uns zur Jahrtausendwende dank eines globalen Computerkollapses den Weltuntergang vorhersagte? Nix mehr zu hören von ihm!
Aber lassen wir das, es gibt ja viel alltäglichere Dinge, die im Allgemeinen den Untergang des Abendlandes nach sich ziehen. Nehmen wir die landauf- landab geführte Diskussion um die Schließung von Post“ämtern“ Kein Mensch kann plausibel erklären, warum es sich dabei unbedingt um ein Post“amt“ handeln muss. Eine x-beliebige Dienststelle täte es ja auch, aber es muss das AMT erhalten bleiben. Vor allem jene, die tagaus tagein kein Post“amt“ mehr kontaktieren, da sie ihre Korrespondenz (fast) ausschließlich über E-Mail oder SMS erledigen, womöglich gar nicht mehr wissen, wie viele Cent (oder sind es gar schon Euro?) das Normalporto beträgt, gerade jene also, die kämpfen für den Erhalt des Post“amtes“. Dabei gibt es genügend Beispiele, wo das „Amt“ geschlossen wurde, irgendwer im Ort übernahm das „Geschäft“ wurde Postpartner und es ging klaglos weiter. Ein wenig erinnert mich das an jene Klagen, die angestimmt wurden, als die letzten Greissler zusperrten. Kaum einer der Klagenden war aber bereit, nicht mehr im Supermarkt am Ortseingang einzukaufen und so dem Greissler das Überleben gesichert hätte.
Warten wir ab, wie die österreichische Welt untergehen wird, wenn wirklich und tatsächlich in allen Lokalen das absolute Rauchverbot umgesetzt wird. Wobei: ich habe nix gegen das Rauchverbot in Lokalen, in anderen Ländern funktioniert das hervorragend, ohne den Wirten den Garaus gemacht zu haben. Nur, in aller Ruhe stelle ich die Frage: Muss sich der Staat wirklich in alles einmischen? Brauchen wir wirklich schon Regelungen für jeden Sch...? Wichtige Regelungen z. B. für die obskuren Finanzprodukte lassen weiterhin auf sich warten,  oder die längst überfällige Regelung des Pensionsantrittsalters für Frauen ist wieder auf die lange Bank geschoben. Wohl wissend, dass damit den betroffenen Frauen weiterhin fünf Jahr auf eine Pensionshöhe fehlen, die ihr Alterseinkommen verbessern würde.
Untergangsszenarien für das arme geschundene Abendland gibt es unendlich viele. Konzerte mit anschließender Bewirtung bei einem exzellenten Mahl mit ausgesuchten Weinen - pfui wie übel! Die Musik mit sowas zu verquicken. Aber das bei einer jeden Vernissage Brötchen gereicht werden und Sekt dazu, so dass der arme Besucher einer derartigen Veranstaltung nicht weiß, wie jemand begrüßen: In der einen Hand ein Brötchen, in der anderen ein Sektglas und eine Serviette zwischen den Fingern eingeklemmt und dann soll er dem Maler auch die Hand schütteln – ist doch viel lästiger, als nach einem schönen Konzert, womöglich einer Sonntagsmatinee, zu einem guten Mittagessen geladen zu sein. Oder denken wir nur an Lesungen, die womöglich bei einem Nobelheurigen oder –buschenschank stattfinden. Zwei Tische vom Autor entfernt verstehst man kein Wort der daher gemurmelten Dichtung, da die Gläser und das Besteck der Gäste so einen Lärm machen, dass die schönste Lyrik dabei untergeht.  Nein, da lob ich mir die Möglichkeit nach einem Konzert bewirtet zu werden schon mehr. Da kann ich nachklingen lassen, nochmals überdenken was ich gehört, darüber mit meinen Tischpartnern sprechen – einfach eine super Idee und sollte viel stärker angeboten werden. Nicht nur das jämmerliche Getränk in der Konzertpause, wo sich alle an eine Theke stürzen, hinter der heillos überforderte Serviererinnen schauen müssen, wie sie in zwanzig Minuten alle zufriedenstellen.
Man meint, das wären keine Gründe, den Untergang des Abendlandes herbeizujammern? Stimmt, es gibt Ärgeres, Grauslicheres. Schauen wir nur an die Grenzen in Südosteuropa, was sich da abspielt ist wirklich das Ende des Abendlandes. Wie sagte ein syrischer Flüchtling heute im Mittagsjournal des ORF? „Das ist ärger als zuhause in Syrien, wenn ich das geahnt hätte, ...“
Es schaut so aus, als ob das gewollt wäre.
Da sind zugesperrte Post“ämter“ ein Klacks oder Konzertprogramme mit Zusatzangeboten auch kein Grund sich zu ärgern (sondern eher sich zu freuen).

Aber, wie gesagt, ich hab keine Ahnung, wann der 29. Februar wieder auf einen Montag fällt, noch dazu so trübe und regnerisch wie heute, vielleicht drückt das auch auf mein „Gemüt“ und ich bin ein wenig grantig.

Hans Bäck

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen