(Gedanken eines Grantlers zum Montag, den 29.2.)
Der
Untergang des Abendlandes steht zwar seit Jahrzehnten unmittelbar bevor, es
gibt aber immer noch Ereignisse, welche das vorhergesagte Ereignis ein wenig
hinaus zögern – sollte man meinen. Aber dann spießt es sich wieder irgendwo und
das Abendland bleibt doch wieder erhalten. Was ist nicht schon alles
vorhergesagt worden, womit der Untergang unausbleiblich scheine – aber siehe
da: Das Abendland ist anscheinend doch noch nicht so morbid und nicht so leicht
umzubringen. Beispiele gefällig? Aber gerne. Ich schreibe diese Zeilen am
Montag, dem 29. Feber, keine Ahnung, wann der 29. Feber wieder auf einen Montag
fällt, aber das ist so selten, dass es mich wundert, dass die
Untergangspropheten nicht schon längst den Kometen auf die Erde zurasen sehen
und sich in die Höhlen zurück gezogen haben. Wie hieß doch der tolle
österreichische Wissenschaftler, der uns zur Jahrtausendwende dank eines
globalen Computerkollapses den Weltuntergang vorhersagte? Nix mehr zu hören von
ihm!
Aber
lassen wir das, es gibt ja viel alltäglichere Dinge, die im Allgemeinen den
Untergang des Abendlandes nach sich ziehen. Nehmen wir die landauf- landab
geführte Diskussion um die Schließung von Post“ämtern“ Kein Mensch kann
plausibel erklären, warum es sich dabei unbedingt um ein Post“amt“ handeln
muss. Eine x-beliebige Dienststelle täte es ja auch, aber es muss das AMT
erhalten bleiben. Vor allem jene, die tagaus tagein kein Post“amt“ mehr
kontaktieren, da sie ihre Korrespondenz (fast) ausschließlich über E-Mail oder
SMS erledigen, womöglich gar nicht mehr wissen, wie viele Cent (oder sind es
gar schon Euro?) das Normalporto beträgt, gerade jene also, die kämpfen für den
Erhalt des Post“amtes“. Dabei gibt es genügend Beispiele, wo das „Amt“
geschlossen wurde, irgendwer im Ort übernahm das „Geschäft“ wurde Postpartner
und es ging klaglos weiter. Ein wenig erinnert mich das an jene Klagen, die
angestimmt wurden, als die letzten Greissler zusperrten. Kaum einer der
Klagenden war aber bereit, nicht mehr im Supermarkt am Ortseingang einzukaufen
und so dem Greissler das Überleben gesichert hätte.
Warten
wir ab, wie die österreichische Welt untergehen wird, wenn wirklich und tatsächlich
in allen Lokalen das absolute Rauchverbot umgesetzt wird. Wobei: ich habe nix
gegen das Rauchverbot in Lokalen, in anderen Ländern funktioniert das
hervorragend, ohne den Wirten den Garaus gemacht zu haben. Nur, in aller Ruhe
stelle ich die Frage: Muss sich der Staat wirklich in alles einmischen?
Brauchen wir wirklich schon Regelungen für jeden Sch...? Wichtige Regelungen z.
B. für die obskuren Finanzprodukte lassen weiterhin auf sich warten, oder die längst überfällige Regelung des
Pensionsantrittsalters für Frauen ist wieder auf die lange Bank geschoben. Wohl
wissend, dass damit den betroffenen Frauen weiterhin fünf Jahr auf eine
Pensionshöhe fehlen, die ihr Alterseinkommen verbessern würde.
Untergangsszenarien
für das arme geschundene Abendland gibt es unendlich viele. Konzerte mit
anschließender Bewirtung bei einem exzellenten Mahl mit ausgesuchten Weinen - pfui
wie übel! Die Musik mit sowas zu verquicken. Aber das bei einer jeden
Vernissage Brötchen gereicht werden und Sekt dazu, so dass der arme Besucher
einer derartigen Veranstaltung nicht weiß, wie jemand begrüßen: In der einen
Hand ein Brötchen, in der anderen ein Sektglas und eine Serviette zwischen den
Fingern eingeklemmt und dann soll er dem Maler auch die Hand schütteln – ist
doch viel lästiger, als nach einem schönen Konzert, womöglich einer
Sonntagsmatinee, zu einem guten Mittagessen geladen zu sein. Oder denken wir
nur an Lesungen, die womöglich bei einem Nobelheurigen oder –buschenschank
stattfinden. Zwei Tische vom Autor entfernt verstehst man kein Wort der daher
gemurmelten Dichtung, da die Gläser und das Besteck der Gäste so einen Lärm
machen, dass die schönste Lyrik dabei untergeht. Nein, da lob ich mir die Möglichkeit nach einem Konzert bewirtet zu werden
schon mehr. Da kann ich nachklingen lassen, nochmals überdenken was ich gehört,
darüber mit meinen Tischpartnern sprechen – einfach eine super Idee und sollte
viel stärker angeboten werden. Nicht nur das jämmerliche Getränk in der
Konzertpause, wo sich alle an eine Theke stürzen, hinter der heillos
überforderte Serviererinnen schauen müssen, wie sie in zwanzig Minuten alle
zufriedenstellen.
Man meint,
das wären keine Gründe, den Untergang des Abendlandes herbeizujammern? Stimmt,
es gibt Ärgeres, Grauslicheres. Schauen wir nur an die Grenzen in Südosteuropa,
was sich da abspielt ist wirklich das Ende des Abendlandes. Wie sagte ein
syrischer Flüchtling heute im Mittagsjournal des ORF? „Das ist ärger als
zuhause in Syrien, wenn ich das geahnt hätte, ...“
Es
schaut so aus, als ob das gewollt wäre.
Da sind
zugesperrte Post“ämter“ ein Klacks oder Konzertprogramme mit Zusatzangeboten
auch kein Grund sich zu ärgern (sondern eher sich zu freuen).
Aber,
wie gesagt, ich hab keine Ahnung, wann der 29. Februar wieder auf einen Montag
fällt, noch dazu so trübe und regnerisch wie heute, vielleicht drückt das auch
auf mein „Gemüt“ und ich bin ein wenig grantig.
Hans
Bäck
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