Dienstag, 25. Februar 2014

Buchbesprechung



Karl Plepelits


„Unterwegs in Spanien“

Iatros-Verlag ISBN 978-386963-351-0




Eines weiß ich bestimmt: Spanien werde ich nie besuchen! Es ist zu befürchten, dass in jeder zweiten Stadt eine abgelegte Jugend-, Reise oder Altersliebe des Autors auftaucht und alle Österreicher (so sie männlich sind) nach dem Verbleib ihres untreuen Karl befragen will.

Doch nein, so arg ist es diesmal mit dem Reiseleiter gar nicht. Sehr zahm, fast keusch ist eine zarte Liebesgeschichte in die unendlichen Beschreibungen und Schilderungen der „Fiestas, Pilger und Kathedralen“ – wie es im Untertitel heißt – eingebaut.

Ja, die Schilderungen, Beschreibungen, in einem Buch mindestens 25 einschlägige Reise- und Kunstführer zusammenzufassen, das muss man erst einmal zusammen bringen. Karl kann es und wie. Ob aber alle seine fiktiven Reisenden, die er als professioneller Reiseleiter durch die Lande schleppt, so und jederzeit in die immer wieder geschilderten Begeisterungsstürme ausbrechen, da während einer stundenlangen Busfahrt dann noch die achtundzwanzigste römische Brücke, das dreizehnte maurische Castell auftaucht, die neunte gotische Kathedrale von ferne lockt, also da habe ich so meine Zweifel. Aber es kann ja sein, dass ich noch nie eine derartige Reise mitmachte und vor allem einen so profunden Reiseleiter zur Verfügung hatte. Meist war es so, dass ich die Reisenden über Sehenswürdigkeiten aufklären durfte, da der beigegebenen Reiseleiter dazu nicht in der Lage war. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

            Ermüdend ist es auf die Dauer, Seite für Seite in immer neuen Superlativen geschildert zu bekommen, was es an Baudenkmälern, Museen, Galerien usw. zu sehen, besichtigen gäbe.

Auch wenn sich die geschilderten Reisen über mehr als sechzig Jahre hinziehen, und der Autor es ziemlich exakt vermeidet, ein und dieselbe Sehenswürdigkeit wiederholt zu beschreiben. Da ist er sehr sorgfältig zu Werke gegangen – dank sei ihm dafür!

Undank sei ihm aber für verschiedene Eigenheiten, die sich in fast allen Werken des Autos wiederholen. Wieso kann er nicht gleich exakt angeben, was besucht wird, sondern der Leser muss in einem Nebensatz erfahren, um was es bei dieser Station eigentlich wirklich handelt; ein einziges Beispiel von vielen: „Zuerst besuchten wir Salvador Dali, vielmehr sein Theatermuseum.“ Und dass einen die Autobahn in rascher Fahrt nach Tarragona bringt, ist vielleicht eine spanische Einrichtung, technisch eher unmöglich. Doch das nur so nebenbei.        Ich gebe zu, die aufgezählten und beschriebenen spanischen Kostbarkeiten konnte ich nicht auf Richtigkeit überprüfen, dazu fehlen mir die entsprechenden Reiseunterlagen, Kunstführer usw. Es gibt aber sicher Leser, die mit dem Baedeker am Nebentisch die Aufzählungen überprüfen werden.

            Ja, wenn ein so versierter Autor seine Spanien-Erlebnisse über einen Zeitraum von sechzig Jahren niederschreibt, dann bin zumindest ich gespannt darauf zu erfahren, wie sich in dieser Zeit das Land, die Menschen verändert haben. Immerhin gehen die Beschreibungen noch aus der Zeit der Franco-Diktatur über die Rückkehr zur Monarchie und Demokratie und dann letztlich dem Beitritt zur EU. Bestimmend für die letzten Jahre wären ja die Auswirkungen der Finanzkrise, die bekanntlich Spanien besonders hart getroffen hatten. Doch hält der Autor sich hier zu sehr zurück. Man liest  fast nichts über die riesigen Probleme im Zusammenhang mit der geplatzten Immobilienblase, den ungeheuren Zerstörungen der schönsten Landschaften durch einen Bauboom sondergleichen. In Nebensätzen werden die Jugendarbeitslosigkeit angeschnitten, die Hoffnungslosigkeit einer ganzen Generation bleibt ausgeklammert, der Dauerkonflikt der Basken und nunmehr auch der Katalanen wird wohl erwähnt, doch was dahinter steckt, wie die einzelnen Landesteile die Lösungen sehen würden, denn die Unabhängigkeit anzustreben wird wohl zu wenig sein. Da hätte der Leser, den außer der Stadt Zamora mit 24 romanischen Kirchen auch die Fragen des heutigen Spaniens interessieren, noch viele Fragen an den Autor. Aber es wird ja wohl so sein, dass die Urlauber heute, sich bei einer entsprechend angekündigten (Kunst-)Reise für die Sehenswürdigkeiten interessieren und für die brennenden sozialen Fragen kein Interesse mehr zeigen. Ich stelle mir vor, dass allein der Besuch der Stadt Guernica, das Geschehen dort und damit das Gemälde von Picasso in einem Buch an die zehn wenn nicht zwanzig Seiten erfordern könnte. Das wäre dann aber ein anderes Buch, das gebe ich schon zu.

            Reisender, willst Du Spanien auf eigene Faust erkunden, dann kann ich Dir das Buch von Karl Plepelits empfehlen, willst Du Dir den Kauf von verschiedenen Kunst- und Reiseführern ersparen, dann ebenfalls! Da hast Du in einem einzigen Werk alles beisammen!

Höchstens Hinweise auf empfehlenswerte Hotels, Restaurants und Campingplätze sind hier nicht enthalten – aber auch das wäre wieder ein anderes Buch geworden.





Hans Bäck


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