Strände, Säulen, Minarette
Karl Plepelits
Iatros Verlag ISBN 978-386963-380-0
Karl Plepelits legt ein weiteres Reisetagebuch vor. Nach
Spanien, Agypten, Libyen und Marokko nun also die Türkei.
Es fehlen in diesem Buch jegliche Amouren des Reiseleiters
mit seinen ihm anvertrauten Damen, er begegnet auch keinen alt gewordenen
Jugendlieben, kurz, der Autor widmet sich voll der Schönheit des von ihm
bereisten Landes. Doch halt, Schönheit. Nun da ist er vielleicht etwas sparsam,
es gibt wohl die paradiesischen Strände, Landzungen, Buchten, Ebenen usw. es
gibt auch und wie beim Autor zu erwarten sogar bukolische Landschaften. Aber,
wenn er genau beschreibt, dass eine dorische Säule einsam in den Himmel ragt,
bemüht er sich trotzdem das Kapitell zu schildern, er erklärt und beschreibt
die unzähligen Mosaiken die er mit seinen Reisegruppen besucht, aber wie so
eine – bleiben wir dabei – bukolische Landschaft beschaffen ist, was dort
wächst, wie hoch das Gras ist (nein, das würde nicht interessieren), aber
welche Botanik ganz allgemein anzutreffen wäre (außer wilden Thymian
fallweise), das lässt er aus. Sicher Landschaftsbeschreibungen sind nicht
jedermanns Sache und wem das Herz übergeht vor lauter
griechisch-römischen-hethitischen-phrygischen-lydischen und was weiß ich noch
für Resten, der hat für den blühenden Mohn am Rande des Ruinenfeldes keine
Worte mehr. Aber warum kommen Menschen in die Türkei, abgesehen von den
Strandverlockungen an den Küsten? Natürlich, um die Altertümer zu sehen. Karl
Plepelits schildert nicht gerade detailverliebt welche Abzweigung in der
Tempelstätte zu nehmen sei, um die Highlights zielsicher zu erreichen, er lässt
dem Leser durchaus die Entdeckerfreude offen. Ich kann mir vorstellen, dass ich
mit diesem Buch in der Hand auf eigene Faust unterwegs bin und meine
persönlichen Entdeckungen mache – was gibt es Schöneres für einen Reisenden,
der die Alte Welt, die Welt der Alten für sich erkunden möchte. Plepelits
vermeidet auch peinlich genau jeden Hinweis auf Restaurants, Hotels,
Pausenstationen, wohl wissend, dass bei den organisierten Reisen die Teilnehmer
keine Möglichkeit haben auszuscheren und auf eigene Faust das Land zu erkunden.
Derjenige Reisende, der dies machen will, wird nach wie vor die konventionellen
Reiseführer der einschlägigen Verlage brauchen, das vorliegende Reisetagebuch
ist aber eine unverzichtbare Hilfe bei der Vorbereitung einer derartigen Reise:
Was will ich sehen, wo sind jene Punkte, Bauten, Berühmtheiten, Kostbarkeiten,
auf die es ankommt. Und da ist Karl Plepelits hervorragend geeignet um eine
Zusammenstellung zuhause zu erarbeiten, einen Reiseplan festzulegen und dann
drauflos zufahren. Es wird ja immer so sein, wenn man allein unterwegs ist,
dass oft Unvorhergesehenes Änderungen notwendig macht, da hilft dann das Buch
auch weiter, was kann ich am „Umweg“ sehen, erkunden.
Straßenzustände, Entfernungen, Tankstellendichte, Notrufe
all das überlässt der Autor sinnvollerweise den Reiseführern der einschlägigen
Verlage, wohl auch aus der Erfahrung heraus, nichts ändert sich so schnell wir
die touristische Infrastruktur. Speziell dort, wo der Tourismus boomt, die
(Hotel) Bauten im Tagestakt in die Höhe schießen, ohne Rücksicht auf Umwelt,
Nachhaltigkeit und anderen Vorgaben, die für den bewussten Reisenden doch immer
mehr Gewicht bekommen. Sollte man noch von einem Reisetagebuch das Eingehen auf
die inneren Konflikte des bereisten Landes erwarten? Plepelits streift auch
diese Fragen, ob es die Armenier, die Kurden, die Griechen sind, aber er geht
nicht in die Tiefe. Wohl auch aus dem Wissen heraus, dass dem Durchschnittsurlauber an den Stränden der
Ägäis das ziemlich wurscht sein dürfte.
Wie gesagt, ein weiteres Reisetagebuch von Karl Plepelits,
in der er neuerlich seine Begeisterung für das bereiste Land nicht unter dem
Scheffel stellt. Schön, wenn das Buch in dem Sinne wie von mir beschrieben,
recht viele Anwender findet.
Hans Bäck
Europa Literaturkreis Kapfenberg
Anm.d.Red.: Das Buch wurde im Blog am 17.5.2015 bereits vorgestellt.
Anm.d.Red.: Das Buch wurde im Blog am 17.5.2015 bereits vorgestellt.
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