(von Hans Bäck)
Einst wurde lautstark vor Publikum und
per Radioübertragung gedonnert: „Es müsste in der deutschen Literatur verboten
werden, über Liebe, Mond und Venedig zu schreiben“
und
es wird nach wie vor geschrieben
Nun wird verlangt, dass Bücher
womöglich gendergerecht geschrieben werden, bei Sachbüchern, die auf
Förderungen angewiesen sind, erfolgt das ja schon,
in
der Belletristik geschieht das nach wie vor nicht
In einem Roman zu schreiben, dass
irgendjemand eine Cola trinke, sei kapitalistisches Productplacement und
dadurch unanständig
Und
es wird trotzdem geschrieben
In einem Text jemand nach einer
Zigarette greifen zu lassen, womöglich zur berühmten Zigarette danach, ist
Verführung zu Suchtverhalten und zumindest in der genannten Form sexistisch und
müsste verboten werden
Und
es wird trotzdem geschrieben
In einer Erzählung davon zu schreiben,
dass der Protagonist ein Glas Whisky trinke oder mit Freunden mit Wein anstoße
ist ebenfalls Verführung zu Suchtverhalten und daher zu verbieten
Und
es wird trotzdem geschrieben
In einem Roman von einem bezaubernden
langen Damenbein zu schreiben ist sexistisch und daher zu unterlassen
Und
es wird trotzdem geschrieben
In einem Artikel davon zu schreiben,
dass die Israelis gegenüber den Palästinensern ein Recht auf Selbstverteidigung
hätten, ist politisch uncorrect und daher zu unterlassen
Und
es wird trotzdem geschrieben
In einem Roman zu erwähnen, dass
Staaten auf Grund ihrer Kultur und Geschichte unterschiedliche Formen der
Aufgabenlösung haben ist rassistisch und daher no political correctness
Und
es wird trotzdem geschrieben
In einem Gedicht von Veilchen und
blühenden Sträuchern zu schreiben, mit Adjektiven um sich zu schlagen, ist
literarisch überholte Romantik und daher zu unterlassen
Und
es wird trotzdem geschrieben
In einem Text davon zu schreiben, dass
sich in einer Szene Mann und Frau lieben ist für gleichgeschlechtlich
Orientierte diskriminierend und daher unstatthaft
Und
es wird trotzdem geschrieben
Alle, die da meinen, uns Schreibenden
Vorgaben machen zu müssen, was wir zu schreiben hätten, wie etwas geschrieben
sein müsste, was wir beim Schreiben zu beachten und zu unterlassen hätten,
merkt euch das: Klettert von Euren Bäumen der Erkenntnis herunter und denkt
daran, dass alle Formen der ZENSUR
von uns Schreibenden missachtet werden müssen. Werft uns literarische Fehler
vor, Plagiate, aber sonst haltet den Mund
und lasst uns schreiben!!!
Aus gegebenem Anlass sehr verärgert
Hans Bäck
Sehr treffend, was der Kapfenberger Buchautor Hans Bäck da schreibt.
AntwortenLöschenSeine Worte führen mich in die Städtische Bücherei des Kapfenberger Volksheims der 50er Jahre, als plötzlich alle Karl-May-Bücher aus den Regalen verschwanden.
Es hat sich nie jemand darüber geäussert. Jahrzehnte später verstand ich den Grund zur Entfernung jener Abenteuerbücher, die uns in der Vorpubertät zur Seite lagen: Karl May erzählte uns Buben von einem weissen Jäger, der sich in den edlen Indianerhäuptling Winnetou verliebt. Oder waren es andere Rothäute, die den Roten Kapfenbergs nicht in den Prospekt passten? Keiner von uns wurde durch die Karl-May-Bücher schwul, wenn ich das so sagen darf!