Die Autorin: Insa Segebade |
Fantasyroman von Insa Segebade
ISBN 978-3-943271-06-5 Verlag Kikue (Kinder an
der Küste)
Oh Gott, ein Fanatsy-Roman! So war meine erste Reaktion als
ich den Band erhielt. Wir haben alle in unserer Jugend die Sciencefiction
Romane gelesen, die damals aktuell waren, ich erinnere mich an Hans Dominik
„Atom Gewicht 500“ und andere. Natürlich Jules Verne, aber der liegt wohl in
einer anderen Liga.
Jedoch Fantasy, womöglich „Herr der Ringe“, „Harry Potter“
nein, das kam nicht in meinen Stapel der noch zu lesenden Bücher. Nun aber, „Im
Licht der fünf Monde“ und zeitgleich eine Einladung zur Arbeitstagung des FDA
in Mülheim/Ruhr, die sich mit dem Thema „Fantasy – Genre zwischen Mythos und
Manga“ beschäftigen wollte. Die Bahnfahrt von der Steiermark ins Ruhrgebiet
sollte mir die Zeit geben, mich mit dem Buch von Insa Segebade zu beschäftigen.
Sollte. Ich gestehe, ich habe stattdessen Umberto Ecos „Null-Nummer“ gelesen.
Dann kam die Tagung.
Überraschung: Das ist eine Nische der Literaturwissenschaft,
mit der „man“ sich bereits an Unis beschäftigt. Schau schau!
Doch ein wenig mit System: was fehlt bei Insas Buch? Nun, es
gibt keine Schwerter in Raumschiffen mit denen Außerirdische bekämpft werden
müssten – ein Pluspunkt!
Was gibt es bzw. was fehlt nicht: Nun, sie schafft und beschreibt eine Welt, in
der durchaus menschliche Gefühle, Emotionen, Empathien usw. vorkommen, auch
Hunger, Durst, Schlaf spielen eine Rolle und trotzdem ist es eine andere Welt.
Eben, eine fantastische Welt, eine exotische Welt, die den Rahmen für die
Entwicklung von Beziehungen, Hierarchien, Gesellschaften bildet. Das Personal
ist einerseits durchaus menschlich (Prinzessin Prinama, der Held Trajor) und
entwickelt auch überaus menschliche Gefühle füreinander, anderseits wimmelt es
von Wesen die eben jenen anderen Welten zuzuordnen wären. Sie entwickelt eine interessante „Ökonomie
von Gut und Böse“, sie spielt mit den uralten Mythen der Menschheit. Es wäre
natürlich möglich, den Interessenten von derartiger Literatur an die Schriften
des europäischen Mittelalters zu verweisen, doch wer hat schon Zugang zu diesen
kostbaren Pergamenten. Da ist es schon
einfacher, der Leser nimmt beispielsweise ein anderes Buch von Umberto
Eco zur Hand und vertieft sich in den „Baudolino“ . Da gibt es alles, was die
moderne Fantasy-Literatur braucht: Basilisken, Wesen mit einem Bein, die sich
rasch und hüpfend fortbewegen (Skiapoden, Schattenfüssler), die Blemmys, das
sind die Wesen, welche keinen eigenen ausgeprägten Kopf haben (der Mund ist am
Bauch angesiedelt) und viele andere mehr. Alles Wesen, welche die Menschen des
Mittelalters in den fernen, für sie unerreichbaren Ländern angesiedelt hatten.
Wir kennen das, entweder aus der Lektüre
des genannten „Baudolino“ oder aus den unglaublichen Mosaiken des Fra
Pantaleone in der Basilika von Otranto in Apulien. Jene fernen, unbekannten
Welten wimmeln von Wesen, die wir uns in den (Alb-)Träumen vorstellen. Sie
leben, hausen, vegetieren in weiteren Zwischenwelten, die uns unzugänglich sind,
aber bevölkert von Zwergen, Elben, Fischmenschen, usw. das gesamte
mittelalterliche Bestiarium steht ja den Autoren der Fantasy-Literatur zur
Verfügung.
Und Professore Eco bietet ja genügend Stoff, Material und
Personal.
Doch zurück zum „Licht der fünf Monde“ Es ist alles
vorhanden, was der eingeweihte Leser derartiger Literatur erwartet: Die
unvermeidlichen Konflikte zwischen Protagonisten und Antagonisten, der
Imperator auf der fernen, uneinnehmbaren Burg, die aus erlesenen, kostbaren
Gestein erbaut wurde und trotzdem verwundbar bleibt. Sie hat Geheimgänge,
Falltüren, geheimnisvolle Mechanismen, die sogar die Naturgesetze außer Kraft
setzen können und trotzdem spielt die Vernunft, das rationale, logische
Überlegen des Helden eine entscheidende Rolle im Kampf mit den Zweifeln, den
Schwierigkeiten die sich auftürmen (im wahrsten Sinne des Wortes). Die gekonnte
Verschachtelung von Erzählsträngen bietet der Autorin die Möglichkeit ihre
perfekte Beherrschung des handwerklichen zu demonstrieren. Sie kann mit dem Mobiliar
das von ihr angesammelt, verwendet wird durchaus geschickt umgehen. So gelesen,
macht es direkt Spaß „Im Licht der fünf Monde“ zu wandeln, an der Hand von Insa
Segebade und erleben, wie Prinzessin Prinama ihre Trajor ... nein, das verrate
ich nicht, das wäre unfair der Autorin und den Lesern gegenüber. Man möge sich
durchaus frohgemut auf die Reise durch die Anderswelten machen, Insa ist eine
gute Reiseführerin dabei.
Obwohl, ich gestehe es (und habe kein schlechtes Gewissen
dabei), nach dieser Lektüre griff ich wieder zu Umberto Eco und lese mit großer
Freude, die fantastischen Erlebnisse des Baudolino an der Seite des Kaiser
Friedrich Barbarossa und auf seiner Reise in das Reich des Priesters Johannes.
Auch das ist Fantasy aller erster Güte und ebenfalls durchaus empfehlenswert.
Spannend ist auch die Spurensuche, was findet sich wieder, bei den Autoren der
Fantasy-Literatur und was kommt im Mittelalter bereits vor, mit dem Umberto Eco
meisterhaft jongliert.
Hans Bäck, Kapfenberg
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