Donnerstag, 11. Dezember 2014

Adventskalender 2014 - 11. Advent




Die Skibindung

von Ferdinand Planegger


Mein Erzeuger hatte wieder einmal den Tag in Wirtshäusern verbracht und das letzte Geld versoffen. Er kam früher als sonst nach Hause, die Spelunken schlossen an diesem Abend früher, es war Heiliger Abend. Ich war schon froh, dass ich keine Schläge abbekommen habe, das war sozusagen sein Geschenk an mich.
Unser Nachbar hatte mir ein paar alte Ski, besser gesagt Brettln, ohne Kanten und ohne Bindung, geschenkt. Diese sollte heute mein Vater besorgen. Wie so oft, kam er mit leeren Händen. Ich war untröstlich und meine Mama machte ihm anfangs Vorwürfe, dann ließ sie ihn aber seinen Rausch ausschlafen, denn es war nicht ratsam, ihn zu reizen. Sie war von diesem Mann schon oft geschlagen worden. Mama war betrübt, aber sie gab nie auf. Sie schnappte mich bei der Hand und trippelte mit mir zum Renner, das war ein kleines Fahrradgeschäft und führte auch Ski und einfache Bindungen mit Lederriemen, wie zu dieser Zeit üblich. Wohl gemerkt, es war Heiliger Abend und schon lange finster geworden, die Geschäfte hatten geschlossen und man feierte den Abend mit der Familie. Meine Mutter aber bewies Courage und läutete den Ladenbesitzer heraus, erzählte irgendeine Notlüge als Entschuldigung für die Störung. Herr Renner aber sagte nur: Komm Burli, wir schauen was wir machen können ... und fand eine einfache, aber für mich traumhafte Skibindung im Regal, dazu schenkte er mir die passenden Schrauben und ein Schiwachs Toko Silver. Es war das Größte überhaupt. So reich beschenkt konnte ich es jetzt gar nicht mehr aushalten und wollte nur noch nach Hause. Meine Mama musste sich für mich bedanken, ich hatte es ganz vergessen vor Freude.

Bis spät in die Nacht hab ich unter einem winzigen Fichtenbäumchen, nur mit ein paar Kerzen bestückt, an meinen Brettln herumgeschraubt und dem lieben Gott gedankt, dass es mir so gut geht. Im Leben ist eben alles relativ.

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