Poeme von Michael Ahrenz,
Fotografien von Hansgert Lampers
lambers@expose-verlag.de € 33,90
Mit einem Vorwort von Hermann
Peter Piwitt
Buchvorstellung von Hans Bäck
Lyriker sind dafür bekannt,
dass sie für ihre Bücher oft Titel wählen, an denen man nicht vorbeikommt – was
ja wohl einen Grund haben sollte. Michael Ahrenz ist da ja keine Ausnahme. So benannte
er ja schon seine legendäre Kulturzeitschrift „der Mongole wartet“ und nun
seinen Band mit „Poemen“ eben mit dem o. a. Titel.
Ja, an dem Titel kommt man
nicht so leicht vorbei. Da stutzt man, blättert auf, liest einmal, betrachtet
die s/w Fotos, stutzt wieder, legt den Band einmal zur Seite. Doch halt, da war
ja etwas, nimmt wieder auf, blättert vor, zurück – wo habe ich zuletzt gelesen?
Findet wieder Neues, dann packt einen die Neugier und man hört nicht mehr auf.
Was für eine Poesie tut sich da auf! Da kommt Michael Ahrenz, ein gebürtiger
Berliner, der nun in Bochum lebt.
In Bochum! Oh Gott, in
Bochum! Klischee: eine seelenlose Industriestadt im Ruhrpott die besten Zeiten
schon lange vorbei und nun kommt da aus dieser Stadt Lyrik! Und was für eine
Lyrik! Da sucht man vergeblich nach der heilen Welt der Hobbyliteraten, die
noch bei Eichendorff, Hölderlin, Lenau (bestenfalls) hängen geblieben sind. Da
schildert einer mit einer Sprache, die donnert, bebt und zeitgleich flüstert,
raunt. Was wird geschildert? Man frage nie bei einem Kunstwerk, was soll es
bedeuten, darstellen? Man mache sich selber sein Bild, seinen Reim. Und das
fordert Ahrenz vom Leser. Ja, wie es in einer Besprechung schon hieß: „eine im
besten Sinne unromantische Poesie in der Tradition des Realismus.“ Nüchterne
Kommentare, als Österreicher möchte man gerne sagen: fast in der Tradition
eines H.C. Artmann (“Med ana schwoazzn dint“ – fia n pjotr):
„kein Anruf/keine Post/kein Besuch/niemand/nichts/leck mich/ es geht
los“
Ein anderer unglaublich
lyrischer Text „...der Blick/aus dem
Fenster/wir könnten/der Nacht/den Krieg erklären,/fragen sie dann/aber doch
lieber,/wer oder was/wir eigentlich sind.“ Es würde zu weit führen, all diese
Kostbarkeiten zu zitieren, außerdem sollte ja zum Kauf des Buches angeregt
werden, nein nicht angeregt: aufgefordert! Dringend aufgefordert!
Noch ein Wort zu den
Fotografien von Hansgert Lampers. Da haben sich zwei gefunden, die gemeinsam
ein Werk geschaffen haben, das vollkommen übereinstimmt. Natürlich, s/w Fotos
heute in einer Welt die gar nicht bunt und schrill und schreiend genug sein
kann, sind schon deswegen fast ein Anachronismus. Aber nur fast, den die Welt
wie sie Lambers abbildet, hat er ja vorgefunden, sie ist ja nicht gestellt oder
inszeniert, ebenso wenig wie Ahrenz’ Gedichte geschönt sind.
Michael Ahrenz, seit vielen Jahren
geschätzter Dichter im „Reibeisen“, lebt als freier Autor in Bochum und es ist
uns als Leser zu wünschen, noch viele „Poeme“ dieser Art zu bekommen, doch
Halt: das wäre nicht mehr der Ahrenz: Es wird uns mit dem nächsten
Werk sicher wieder mit Neuem in Sprache, Rhythmus und Ausdruck überraschen. Man
vergleiche nur die Poeme dieses Bandes mit den Beiträgen in den „Reibeisen“ der
vergangenen Jahre – es ist immer ein anderer, ein überraschender Ahrenz!
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