It Girl
Na da wäre ich „eingefahren“, nahm ich doch tatsächlich an,
dass hätte was mit „Informations Technologie“ zu tun! Allenthalben las ich den
Begriff, zuletzt im „Falter“ als sich Klaus Nüchtern über die It Girls unter
den Autorinnen wichtig machte. Nein, die, nämlich der Klaus Nüchtern und die
Autorinnen Vea Kaiser, Valerie Fritsch, Ronja von Rönne, Stefanie Sargnagel und
andere haben mit Informationstechnologie nix, aber schon wirklich nix zu tun.
Denen so was zu unterstellen, hieße womöglich die Techniker der Informations
technology zu kränken. Also, nachschlagen und siehe da: Seit 2009 ist der
Begriff im Duden enthalten (!) und bedeutet nix anders als „Damen, die durch
ihr häufiges Auftreten in Gesellschaft prominenter Personen (und ihre starke
Medienpräsenz) einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind“
Na ja, dann kann ich den Ärger der aufgezählten Autorinnen
schon verstehen, wenn der Herr Nüchtern meint, dass sie wegen ihrer
Medienpräsenz so bekannt sind und damit ausschließt, dass deren literarische
Erfolge dafür verantwortlich seien. Noch dazu, wenn Herr Nüchtern fortsetzt,
dass andere (auch namentlich genannte Autorinnen) von den Seitenblicken
ignoriert würden, dafür deren Literatur „weit aus interessanter als der Kitsch
und das selbstverliebte Generationengeraune ihrer bekannteren Kolleginnen“ sei.
Na bumm! Wenn das nicht sitzt! Und umgehend kam die Retourkutsche, begleitet
vom „hochwichtigen“ Autor Thomas Glavinic – der hats ja notwendig! Natürlich der
Sexismusrausch der Betroffenen wie er über Nüchtern hereinbrach – schon
beachtlich. Da stellt sich wieder einmal die Frage nach der herrschenden Zensur
in der Literatur. Was darf man alles NICHT mehr schreiben, ohne sich den Zorn
der Feministinnen, Gutmenschinnen, also aller Jedermenschinnen zuzuziehen!
Herrgott noch einmal, hatten es da die Alten in der Literatur noch gut, die
mussten höchstens aufpassen, dass sie dem Herrscher nicht zu nahe traten, das
spielt heute keine Rolle mehr, denen können wir Literaten ans Zeug flicken was
und wie viel wir wollen, aber wehe, wenn es gegen die weiblichen Damen ginge!
Klaus Nüchtern soll uns ein Beispiel sein, den Zorn der vereinten Autorinnen,
welche selbstverliebtes Generationengeraune von sich geben, zu vermeiden. Und
wenn ich ihm hundertmal rechtgeben muss: Das Buch von Karin Peschka „Der
Watschenmann“ steckt alle Neuerscheinungen von Fritsch, Kaiser, Sargnagel (der
sowieso) usw. weit in den Schatten. Womit ich sogleich eine Leseempfehlung
abgebe: Karin Peschka „Der Watschenmann“ im Verlag Otto Müller. Ein Buch, das
sich schwierig gestaltet am Anfang, aber dann „Fahrt aufnimmt“ und den Leser
nicht mehr loslässt. Es geht nicht, dieses Buch in einem Zug durchzulesen, ich
musste absetzen, Pausen machen (ein Glas Wein dazwischen trinken – gebe ich
gerne zu!!) und dann wieder weiter lesen. Unglaublich, mit welchem Sprachkönnen
die Autorin da vorgeht und eine Geschichte schildert, wie wir sie schon
hunderte Male glauben gelesen zu haben. Aber nein, es kommt doch immer wieder
ganz anders. Der Besatzungsboy, der Kummerl, der Stotterer, ach was, liebe
Leser: stürzt euch auf das Buch! Es lohnt und Sie werden dann vielleicht dem
Klaus Nüchtern und mir recht geben, das Buch ist weitaus interessanter und
literarischer als die ungenannten Bücher der zuvor genannten Autorinnen. Und
sexistisch ist das Buch „Der Watschenmann“ auch und die political correctness
fehlt auch an allen Ecken und Enden und trotzdem (oder gerade deswegen) ist das
Buch ein wahres Lesevergnügen, was ich, abschließend bemerkt, von div. Büchern
von genannten Autorinnen nicht behaupten will. Aber Gusto und Ohrfeigen ...
Hans Bäck