Mittwoch, 30. November 2016

Adventskalender: Mittwoch den 30.11.2016



 
Sechsarmiger Weihnachtsstern

von Joachim-Gunter Hammer



Briefe von Kindern
zwischen den Fensterscheiben
am Morgen jäh fort

Ein Haufen Gaben
ist das Christkind, Engel hohl
aus Schokolade.

Finster senkt sich Schnee
die Herzen sind kalt
der Festbraten dampft

Lang ist es dunkel
und früh wird es spät
kein Geschenk mehr ausgepackt

Fällig gestellt wird
die Rechnung, nun geht im Aug
der Weihnachtsstern auf.

Voller Zimtsterne
ist die Luft und blassgelb liegt
das Kind im Sterben


Das heutige Gedicht stammt aus der Feder von Joachim-Gunter Hammer.
Nachfolgend die Biographie des Autors:

Geboren 1950 in Graz, Studium der Naturwissenschaften,
zahlreiche Veröffentlichungen im Rundfunk, in Zeitschriften und
Anthologien des In- und Auslandes (u.a. Jahrbuch der Lyrik,
Landvermessung, Lichtungen, Podium, Revolverrevue).
Viele seiner Gedichte wurden in andere Sprachen übersetzt.
Mehrere Auszeichnungen. Bislang sind 21 Gedichtbände erschienen.
Neuere Bücher: Der firnschwarze Mond,  Ein Nachtflug in 17-Silbern, 2010,
 Wind Räder Wind, Gedichte, 2011, Spiegelklänge
aus dem Schlaflabor, Gedichte, 2013 und
Die Schattenflöte, 17 –Silber, 2014,
alle erschienen im Verlagshaus Hernals, Wien;
Podium Porträt 80, PODIUM 2015,
SING ZIKADE SING, 17-Silber, Verlagshaus Hernals, Wien 2016

 


Dienstag, 29. November 2016

Adventskalender: Dienstag, der 29.11.2016

Den heutigen Tag im Adventskalender gestaltete unsere Anna Aldrian mit ihrem Bild- und Textbeitrag!




„Was meine Ruhe störet,
erlaube nicht, o Herr!“ – ein Kirchenlied, das meine Urgroßmutter mit zitternder Inbrunst gesungen hat,  von mir als jungem Mädchen herablassend belächelt als Inbegriff von Stillstand und Spießbürgertum. Aus einem längst vergangenen Jahrhundert.
Längt vergangen? Was stört unsere Ruhe? In neun von 10 Fällen ist die Antwort: „Die Flüchtlinge“. Sie stören nicht ersaufend im Mittelmeer, erfrierend am Hindukusch und an Cholera krepierend in den Lagern im südsudan, aber hier bei uns, da stören sie.
„Was unsere Ruhe störet, erlaube nicht, Herr Trump!“ dachte die Hälfte der US-Amerikaner und votierte für eine Betonmauer die ganze südliche Staatsgrenze entlang.

Da gab es einen, der hat die fromme Ruhe eines sittsamen Mädchens ganz empfindlich gestört. Gabriel, der Engel. Wer die Verkündigungsszene von Botticelli aus dem 15. Jh. betrachtet, dem springen die ausdrucksvoll abwehrenden Hände der Jungfrau Maria in die Augen. Trotzdem sagte sie „Es geschehe!“, im festen Vertrauen darauf, dass der, der die Ruhe stört auch die Kraft gibt, daraus Gutes und Großes entstehen zu lassen.