Sonntag, 28. Februar 2016

Manches ist leichter gesagt als getan



von Hans Walter Grössinger

Wir werden „eingeteilt“ und können gar nichts dagegen tun, außer vielleicht in ein Eremitendasein zu flüchten.

Menschen teilen ihresgleichen schon immer gerne in Kategorien ein. Bei Bürokraten beispielsweise ist das Einordnen von Existenzen in vorgegebene Schubladen von vitaler Bedeutung. Schließlich muss Ordnung in den Lebensläufen der Mitbürger  herrschen. Wo kämen wir den sonst hin auf dieser sich ohnehin immer turbulenter gebärdenden Welt.
Die Versuchung liegt daher nahe, das Prinzip, welches den Bürokratenschreibtisch in Schuss hält, auch auf die Gesellschaft mit all ihren unterschiedlichen Leuten zu übertragen.
„Auf dieser Welt gibt es zwei Kategorien von Menschen, die guten und die bösen“, vereinfacht Otto zynisch die Lage. Ich bemühe mich, an einen chinesischen Denker anzuknüpfen, der manifestiert hat, man soll menschliche Schwächen erst bei sich selbst suchen, bevor man anderen für Verfehlungen sinnbildlich den Kopf abschlägt.
„Das ist oft leichter gedacht als getan“, sagt Otto. Damit ist er wohl mehrheitsfähig.
 Es gibt ja Zeitgenossen, die im Irrglauben verharren, dass es für alles eine verbindliche Richtschnur gäbe, nach der sich das Zusammenleben ordnen ließe. Besonders die Phlegmatiker geben sich zufrieden mit einem für mich erschütternd einfachen System, welches sich in Schwarz-Weiß-Denken erschöpft: Inländer sind gut, Ausländer böse – zum Beispiel.
Besonders in härter werdenden Zeiten kommt gerne der grobe Klotz zum Einsatz. Schließlich ist denken schwierig, urteilen aber einfach.
 Es ist sicher eine lobenswerte Eigenschaft, jenen zu misstrauen, die behaupten, frei von jeglichen Vorurteilen zu sein. Es mag dort und da tatsächlich Leute geben, die ohne diese Sünde sind. Diese  würden sich aber hüten, damit zu prahlen.
Denn wenn ihnen ein solches Eigenlob über die Lippen käme, würden sie von der Mehrheit in unserer Gesellschaft  sofort wieder eingeteilt – entweder in die Kategorien „weltfremd“ oder „scheinheilig“.
 Bevor man zu rasch bei der Hand ist mit den Einordnungen von Menschen, sollte man sich vor Augen halten, dass es unter Umständen höhere Mächte gibt, die „Einteilungen“ für die Selbstgerechten bereithalten. 
Otto meint zu meinen Überlegungen: „Gott ist nicht mit uns, weil er Idioten hasst“. Nun ja, es mag so sein. Trotzdem sollte man darüber zumindest nachdenken, oder doch lieber nicht? Das bleibt  jedem von uns selber überlassen.

Sonntag, 7. Februar 2016

Sonntagsgedicht: 07.02.2016 - Faschingssonntag



Uns geht der Blick los
von HK Rintelen




Mit ruhiger Hand

kugeln wir uns tut

gezielt biegen wir

uns den Horizont



im Dauerlachen

keine Wolken bitte

Details interessieren uns

nicht die Realität



aufgesattelt zum

Höhenflug Blitzlicht

mit Donner Lächeln

schmieren wir ab



Sturm pfeift unsere

Namen Wogen gehen

hoch wo hingegen

frei im Fall wir noch

der Lust frönen


Martin Stankowski: "Vom Ganzen des Glücks" - Buchrezension


united p.c Verlag, ISBN 978-3-7103-2308-9

Vier Novellen als Variationen zum Thema Frau und Mann

Vier Novellen, mit Vornamen von Frauen übertitelt (bis auf eine) und mit musikalischen Ausführungsangaben versehen:

Bianca – Allegro assai
Kordula – Allegro cantabile
Madeleine – Andantino espressivo
Ungenannt – Lento ma non troppo

Der Autor weist selbst darauf hin, dass er sich in der Tradition von Erich Kästner, Jeremias Gotthelf oder des weitgehend unbekannten Ulrich Bräker stehen sieht. Das ist bei den ersten Zeilen schon unverkennbar: Ha! da haben wir es mit einem Schweizer zu tun! Damit ergeben sich schon einmal einige Leseprobleme, die der Autor aber durchaus selbstkritisch ebenfalls in der Startnovelle anführt (um nicht davon zu schreiben, dass er sie zugibt). Es ist immer noch etwas leicht Exotisches in der Schriftsprache unserer westlichen Nachbarn und das hat durchaus seinen Reiz. Wobei ich gerne zugebe, es ermüdet auch mit der Zeit. So ist die ständige Vermischung der Wörter „als“ und „wie“ – sagen wir einmal so: anstrengend und schreit unwillkürlich nach einem Korrektor. Wie überhaupt das Buch leider unter dem Manko leidet, dass einige Fehler bei der Korrekturarbeit übersehen wurden (Seite 6 und 263). Ein professionelles Lektorat hätte das nicht durchgehen lassen. Wobei sich die Frage stellt: verfügt der ausführende Verlag über eine derartige Institution oder übernimmt dieser die Manuskripte, so wie sie eingereicht werden. Wir kennen das Problem, das die Autoren mit Kleinverlagen haben. Eine Betreuung, wie sie im klassischen Verlagswesen früher einmal üblich war, wird heute kaum mehr wahrgenommen. Wenn, dann nur in den Großverlagen und selbst bei diesen nur mehr für die Großschriftsteller. Es ist so, als Autor musst du dich heute um das komplette Lektorat kümmern, und alle anderen Verlagsaufgaben bis hin zur Vermarktung ebenso übernehmen. Dabei sind gerade die Kleinverlage nicht bereit (oder auch nicht mehr in der Lage), die Honorare für die Autoren entsprechend anzupassen. Es ist nichts bekannt, dass beispielsweise die Provisionen welche die Verlage üblicherweise für die Vertreter kalkulieren, den Autoren zu gerechnet werden, falls diese den Vertrieb selbst in die Hand nehmen.
Doch von den üblichen Beschwerden über den Literaturbetrieb zurück zu den vier Novellen, beginnen wir mit Bianca.

Eine ländliche Idylle irgendwo im Alpenvorland tut sich auf. Der biedere Arnold (Hallo, Schweizer, wir kennen ja den Willhelm Tell „unseres Friedrich Schiller“ da gibt es den Arnold von Melchtal, der sich auflehnt und zum Aufstand bereit ist), bewirtschaftet seinen Hof, so recht und schlecht gemeinsam mit seinen Eltern und dem Appenzellerhund Arnim. Ja, es stimmt, auch der Kuhreigen kommt vor, die Probleme des Hofübernehmers, der vor lauter Tagesarbeit kaum dazu kommt, sich nach „jemand umzuschauen“. Es ist daher unausweichlich, dass gerade Arnold einmal bei einer Exkursion der Landjugend seiner Gemeinde mitmacht und in die Disco verschleppt wird. Und das in der Disco der berühmte Blitz einschlägt verwundert auch nicht, auch wenn Schweizer Blitze mit Verzögerung zünden und es Wochen, ja Monate dauert, bis endlich Arnold sich seiner Angebeteten nähert. Doch zuviel sei nicht verraten, nur soviel: sie stammt aus gänzlich fernem Milieu: Landschaftsarchitektin, Einstieg in das väterliche Architekturbüro fix eingeplant, Amerikaaufenthalt dazwischen, Studienabschluss, alles plangemäß und Arnold siedet inzwischen im Saft seiner Sehnsucht. Biancas Vater fordert vehement die Mitarbeit der Tochter im Unternehmen, keine Chance je auf den Hof Arnolds zu leben. Wenn nicht, ja wenn nicht die Liebe wäre. Mehr sei nicht ausgeplaudert.

Da ist die Kordula anscheinend aus anderem Holz geschnitzt. Auch sie, eine Zufallsbekanntschaft, auch sie eine einzige Tochter eines reichen, erfolgreichen Elternpaares, das für Kordula jede Menge Pläne hat. Doch diese geht sehr bald ihre eigenen Wege lernt dabei den ehemaligen Schulfreund näher kennen, doch dabei bleibt es viele Jahre hindurch. Auch wenn der Schulfreund aus ihm selbst unverständlichen Gründen von Kordula-Conny als Trauzeuge zu deren Hochzeit eingeladen wird. Auch hier das Aufeinandertreffen mit dem dominanten Vater, der von dem zufälligen Trauzeugen noch weniger hält als vom frischen Schwiegersohn. Wie gesagt, lange Jahre vergehen bis zum nächsten Kontakt. Und da ist das Zusammentreffen so fürchterlich, das  Maurus tatsächlich den Boden unter den Füßen verliert. Kordula-Conny hat sich von der jugendlichen, knusprigen, attraktiven Frau in eine fette Vettel gewandelt. Alles an ihr wabbelt und schwabbelt, man sieht direkt auf den folgenden Seiten die Fettgebirge dahin wogen! Maurus bleibt nur die Erinnerung! Das war „seine“ Conny“? die damals, die so, die ... Ein Briefwechsel entsteht und nach geraumer Zeit erhält er von Conny eine Einladung zu einem Geburtstagsfest seiner Kordula-Conny in der Villa der Eltern hoch über dem Rhein gelegen – also sehr nobel, sehr teuer, sehr reich und erfolgreich. Und siehe da, Conny-Kordula hat sich in der Zeit des intensiven Briefwechsels neuerlich verändert. Und das sicher zu ihrem Vorteil. Lassen wir aber das Lesevergnügen offen, verrate ich nichts, was Conny für Metamorphose durchmachte. Es kommt, was kommen musste: Das Bett natürlich – nach langer langer Anlaufzeit, Maurus und Kordula, die Probleme mit dem Vater (natürlich), alles überwindet die Liebe – wenn man sie lässt!

Mit Madeleine lernen wir eine Frau kennen, die von sich selber sagte, dass sie nicht NEIN sagen könne. Da hat sie zum Glück in Thomas einen Wohnungsnachbarn, der die Zuvorkommenheit in Person ist. Es ist fast übermenschlich, was Thomas alles unternimmt, um seiner Nachbarin helfen zu können. Seitenweise denkt man als Leser, nun trägt der Autor aber schon sehr dick auf, da hätte ich schon längst, was weiß ich alles getan, zumindest den sprichwörtlichen „Hut draufgehaut“. Doch nein, Thomas macht auch das noch, organisiert auch jenes noch, nimmt Madeleine auf seine Geschäftsreisen mit (selbstverständlich mit getrennten Zimmern!), hilft ihr aus der Scheisse heraus. Aber die Liebe, sie hält einfach durch und sogar bei Schweizern, welche die Korrektheit in Person darstellen, kommt sie zum Durchbruch. Das nächste Happyend einer Novelle, wobei der Autor korrekt darauf hinweist, dass er gegen den Mainstream anschreibt und seine Novellen alle mehr oder weniger „gut ausgehen,“ er schildert sehrt wohl grausliche Vergangenheiten seiner Protagonisten, aber es gibt keine Leichen. Weder in den Kellern noch in den diversen Flüssen. Ja, die Novellen haben ein etwa gleiches Grundmaß, sie weichen vom Schwarz-Weiß Schema insoferne ab, als sie immer einen neuen Blickwinkel für das Geschehen darstellen.

Die letzte Novelle verrät den Namen der betreffenden Person, der Frau erst in der zweiten Zeile des letzten Absatzes. Hier wird eine Frau aus sehr einfachen Verhältnissen geschildert, die tief unten landet und trotzdem „hochkommt“ auch wieder mit Hilfe des großen Helfers, diesmal heißt er Joachim, der für die ungenannte ihr ein und alles darstellt. Man könnte meinen, das ist nun genug an selbstloser Hilfe, mehr kann man nicht mehr erwarten, mehr darf und kann man nicht mehr schreiben. Fallweise drängt sich sogar ein bösartiger Vergleich beim (männlichen) Leser auf: Diese beschriebenen vier Männer sind alle ausnahmslos so grundgütig, selbstlos und was weiß ich noch alles, dass dies fast wie eine ganz subtile Art von Machismo klingt. Nein, das ist sicher nicht die Absicht des Autors, das will ich keinesfalls unterstellen. Aber ein wenig so, dass die drei letzten Frauen ohne die helfende, liebende, beschützende Hand des Mannes ganz schön blöd aussehen würden, dieser Eindruck lässt sich nicht so ohne weiteres verdrängen. Ohne dabei dem Autor unrecht zu tun, aber einmal mit der Faust auf den Tisch zu hauen, würde auch einem biederen Schweizer gut anstehen.

Martin Stankowski lebt in St. Margarethen in der Ostschweiz und in St. Florian in Oberösterreich. Er kommt eigentlich aus der Architektur und fand spät zur Literatur, auch als Vermittler von Architektur im ländlichen und zwischen-städtischem Bereich. Erste literarische Arbeiten in Zeitschriften, Anthologien (auch im „Reibeisen“ des Europa Literaturkreises Kapfenberg) bis zu einem Roman im Jahre 2010 „Die geöffnete Tür“.
Martin Stankowski teilt das Schicksal vieler „spätberufener“ Autoren, sie treten in einem Alter an die Öffentlichkeit, wo die Verlage dankend abwinken und sagen (mehr oder weniger deutlich oder verklausuliert) „in ihrem Alter lohnt sich eine Investition in einem Autor als Newcomer nicht mehr“ Damit sind sie auf oftmals obskure Verlage angewiesen, deren Leistungen in keinem Verhältnis zu den Kosten und Erwartungen stehen. Das ist wirtschaftlich begreiflich, literarisch aber ein Verlust von wertvollen Autoren und Werken.

Hans Bäck

Europa Literaturkreis KAPFENBERG

Jänner 2016

Veranstaltungshinweise des ELKK für März 2016




Haiku – Abend

Ein "Arbeitsabend" für Freunde japanischer Lyrik- und Kurzprosaformen.
Auch Besucher sind eingeladen, Texte mitzubringen, zu lesen,
darüber zu diskutieren, zu philosophieren . . .

Termin:           Dienstag, 8. März 2016
Beginn:           19:00 Uhr
Ort:                 KUlturZentrum, Mürzgasse 3 / 2.Stock




Literaturcafé

Gespräche über literarische Gedenktage, Vorstellung neuer Bücher, u. v. m.
Diesmal besprechen wir u. a. Leben und Werk von Anna Achmatowa (50. Todestag), und Marie von Ebner-Eschenbach (100. Todestag).
Natürlich besteht auch für Gäste die Möglichkeit, ihre Lieblingsbücher und Lieblingsautoren vorzustellen.

Termin:           Donnerstag, 17. März 2016
Beginn:           18:00 Uhr
Ort:                 KUlturZentrum, Mürzgasse 3 / 2.Stock


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PS: Der jeweils am ersten Donnerstag eines Monats stattfindende „Offene Leseabend“ entfällt im März. Trotzdem ergeht die Einladung, am 03.03.2016 um 19:00 Uhr ins KUlturZentrum Kapfenberg zu kommen.
Dr. Erich Glavitza präsentiert Geschichten und Anekdoten vom „Monaco Grand Prix am Thörlbach“.

















Für Rückfragen: Sepp Graßmugg  0664/4238514  josef.grassmugg@aon.at