Freitag, 8. Januar 2016

Symphonie Nr. 38 in D-Dur KV 504



von Insa Segebade

Mozart ist Weihnachten. An diese einfache Formel aus Kindertagen musste ich denken, als ich irgendwann im vergangenen Herbst Mozarts "Prager Symphonie" hörte. Es war in einer dieser romanischen Kirchen mit runder Apsis, langgezogenem Hauptschiff und zwei Seitenarmen mit Wänden aus Klosterformatsteinen und Muschelkalk, in der ich das Konzert schon einmal gehört hatte. Damals, vor mehr als zwanzig Jahren stand eine große Tanne, wahrscheinlich war es doch eine Fichte, links neben der Kanzel. Die Spitze reichte bis zum Kreuzgewölbe des Chors hinauf. Strohsterne, im Kindergottesdienst gebastelt, rote Äpfel, bunte Glaskugeln und weiße Kerzen schmückten die Zweige. Es war der zweite Weihnachtstag, und es war kalt. Ich saß zwischen meinen Eltern auf diesen unbequemen Kirchenbänken mit den senkrechten Rückenlehnen und wünschte, das Konzert möge endlich beginnen. Umso eher wäre ich wieder zu Hause. Und dann, nachdem der Dirigent endlich seinen Taktstock gehoben hatte, verging die Zeit schneller, als ich zu hoffen gewagt hatte. Es waren die dynamischen Wechsel vom forte zum piano - laut und leise, mit meinem damaligen Vokabular ausgedrückt -, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind und die eingeworfenen Bläsersätze im andante, feierlich, ernst, zugleich düster und unheimlich. Wie Stimmen, deren Ursprung nicht im Diesseits liegt. So etwas Schönes konnte es natürlich nur zu Weihnachten geben. Mozart - das war in Kindertagen fortan ein zusätzlicher Grund, sich auf Weihnachten zu freuen. 




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