Mittwoch, 10. Dezember 2014

Adventskalender 2014 - 10. Advent


Bildquelle: Manfred Kolb, 2005

Der Friesenbaum


Der etwas andere Tannenbaum: der Friesenbaum

von Manfred Kolb, im Dez. 2005


Ein Heimatforscher an der Westküste Schleswig-Holsteins erzählte uns vor einigen Jahren die Geschichte vom Weihnachtsbaum der Friesen, dem
sog. Friesenbaum. Wenn die Halligen in der stürmischen Herbst- und Winterzeit vom Festland völlig abgeschnitten waren, konnten die Halligbewohner
das Weihnachtsfest nicht mit dem auf dem Festland schon verbreiteten geschmückten Tannenbaum begehen: Tannen oder Fichten wuchsen auf den Warften (Wurten) nicht und ein Transport vom Festland her war witterungsbedingt nicht möglich.
So kamen Halligbewohner auf die Idee, sich aus den regelmäßig bei Sturmfluten angeschwemmten Hölzern einen Tannenbaum aus Holz zu bauen: ein längeres Holz diente dabei als Stamm, an dem mehrere kleinere Hölzer wie Äste eines Tannenbaums befestigt wurden. Dieser seit Ende des 18. Jahrhunderts gebräuchliche sog. Friesenbaum wurde mit einem roten Farbanstrich versehen und mit einer außen umlaufenden grünen Girlande aus Buchsbaum geschmückt. Buchsbaum wurde nämlich auf den Halligen als Windschutz für die kleinen Gemüsegärten als umlaufende Hecken angepflanzt.
Der Stamm des Friesenbaums wurde übrigens mit einer Ranke aus grünem Efeu umwickelt, während man die Querhölzer mit Weihnachtskugeln, Engeln, Heiligen, Tierfiguren, Sternen, Gebäck und Nüssen behängte. Auf den „Ästen“ stellte man Kerzen auf, wo auch die geschnitzten Krippenfiguren Platz fanden. Dieser „Friesenbaum“ erfreute sich im Laufe der Jahrhunderte immer größerer Beliebtheit auf den Halligen, auf den Inseln und in abgelegenen Gegenden Nordfrieslands.

Heute zählt der Friesenbaum zum Brauchtum der Friesen und ist inzwischen auch auf dem Festland weit verbreitet.

Auch wir haben uns aus Leimholz einen Friesenbaum gebastelt, der uns zu jedem Weihnachtsfest mit seinem Schmuck und dem warmen Licht der Kerzen erfreut.

1 Kommentar:

  1. Dieser Adventskalender zeigt uns, wie die Autoren ihr Weihnachtsfest wahrnehmen, zeigt uns ihre Werte, die Autoren haben den Mut, anderen ihre Gefühle zu offenbaren.
    Das empfinde ich als eines der schönsten Geschenke, die Menschen einander geben können.

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