Gedichte
von Irène Bourquin
von Irène Bourquin
Waldgut Verlag, 8500
Frauenfeld CH
ISBN 978-3-03740-655-7
Die Machart der Bücher aus dem Waldgut-Verlag habe ich
bereits einmal erwähnt (Besprechung des Gedichtbandes von Ivo Ledergerber), ich
stehe aber nicht an, hier zu wiederholen: Es zeigt auch den Respekt eines
Verlages vor seinen Autoren, wie die Bücher „auf den Markt“ gebracht werden.
Das ist neben allen geschäftlich-wirtschaftlichen Voraussetzungen auch ein
Alleinstellungsmerkmal. Die handwerklich perfekte Machart – auch dieses Buches
– erfreut den Leser. Ein Vergnügen, ein gut und schön gemachtes Buch in Händen
zu halten. Naturgemäß schlägt sich das auch im Preis nieder, den Qualität
kostet eben. Dafür hat „man“ etwas in der Hand, das auch haptisch und optisch
ansprechend ist.
Doch nun zu den Gedichten von Irène Bourquin. Eine schon
etwas reifere Autorin, die erst relativ spät mit dem Schreiben begann, wie man
das auf der Homepage der Autorin verfolgen kann. Aber es ist erwartbar, dass
eine Vielreisende, wie den Titeln der Gedichte zu entnehmen ist, die
Landschaften, Städte, Begegnungen in ihrer Lyrik erfasst. Natürlich könnte man
sofort beckmesserhaft einwenden, ach ja, die Reiseerinnerungen, den ersten
Seestern am Strand, den Sonnenuntergang an der Cote d’Azur, die Liebesküsse
unter Platanen, und was es an Klischees alles gibt. Doch nein, das erspart die Autorin dem Leser.
Wenn auch schon einmal die Brandung donnern muss, der bleiche Halbmond oder die
einsame Möwe vorkommt, dem Rezensenten, der den meisten Adjektiven in der Lyrik
herzlich abgeneigt ist, fällt es halt dann schwer, diese Stellen nicht
anzustreichen. Doch, wenn sie im Zusammenhang mit den Textbild stehen, werden
sie sogar für mich tolerierbar (und das will schon was heißen!!). Darüber im
Rahmen einer Rezension zu diskutieren, ist aber nicht angemessen, es genügt,
das es festgehalten ist. Ja, es gibt auch diese Zeilen, wo wunderschöne Bilder
(wie im Val Bavona Gedicht) vorkommen, aber in Form von Prosasätzen aneinander
gereiht sind. Macht die Strophenform ein Gedicht aus, oder sollte nicht die
Poesie auch in den einfachen Sätzen, Bilder durchscheinen? Viele Stellen, viele
Gedichte als Ganzes, zeigen, dass die Autorin dies sehr wohl beherrscht, sogar
perfekt die Poesie sprechen lässt: Als Beispiel seien hier nur die Gedichte
unter dem Titel Cavaliere (Seite 30, 31, 32) oder Porquerolles (Seite 33)
angeführt. Das IST Poesie! Sehr schön und begeisternd! Ein Beispiel für einen
Prosasatz, der trotzdem unglaublich poetisch ist: Im Mistral/stehen nur/die
Windmühlen/stramm/die Bäume/verneigen sich/alle. Da ist es schwierig, das gebe
ich gerne zu, diese Poesie noch zu vertiefen, es wäre aber bei dem Können der
Dichterin Versuche wert.
Ein Gedichtband mit 60 Seiten ist natürlich mit € 28,- ist
nicht gerade wohlfeil, jedoch die Schönheit der Gedichte korreliert bestens mit
der gediegenen handwerklichen Machart des Buches – ich würde es unter
„Volltreffer“ einreihen.
Hans Bäck
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen