von Klemens Renoldner
Sonderzahlverlag ISBN 978-3-85449-454-6
Klemens Renoldner legt nach Romanen, Erzählungen und vor
allem Arbeiten u. a. zu Stefan Zweig wieder einen köstlichen Band mit
Erzählungen vor. Doch stockt der Rezensent, sind Kurzabrisse von knapp 2 Seiten
Erzählungen? Nach der klassischen Definition sicher nicht. Was dann? Nun über
Klassifizierungen, Einreihungen, Ordnungskasteln mögen sich andere den Kopf
zerbrechen. Halten wir uns an das, was da ist. Von wankelmütigen Weltbürgern,
fadenscheinigen Biotopen und gutartigen Bühnenschönheiten steht im Untertitel.
Auch werden im ersten Teil des Bandes 23 Romane angekündigt, die kein Ende
finden. Das sind, ich bleibe bei Miniaturen, wer andere Bezeichnungen mag, soll
sie sich suchen. Der Autor führt uns aufgrund seiner langjährigen Tätigkeiten
rund um die Welt in diese hinaus, lässt uns skurille Typen erleben. Ob es die
letzte Weihnachtsfeier des totkranken Joseph Roth 1938 in Paris ist, ein
Verkauf eines renommierten Champagnergutes an einen internationalen Konzern
oder die Uraufführung von 14 Orchestersuiten nach den Gärgeräuschen in den
Flaschen des heranreifenden Champagners war – Renoldner legt seine Finger an
die Stelle, auf die es ankommt, legt sein Ohr an jene Wand, hinter der genau
das zu hören ist, was unwichtig aber hörenswert ist. Er scheut auch nicht den
Aufstieg auf den oberösterreichischen Traunstein, um so nebenbei mitzuteilen,
dass dort oben in der Gmundnerhütte die Portion Schinkenfleckerl € 4,50 kostet.
Kleinigkeiten eben, sorgfältig aneinander gereiht, poliert und aufbereitet,
sodass der Leser, jedesmal nach den zwei Seiten denkt, warum endet das jetzt?
Allerdings, ein wenig Kritik sei auch gestattet. Wenn wir weiter lesen, zum
zweiten Teil „aus fremden Städten und Ländern“ kommen, wird es etwas beliebig.
Die Schilderung der Linzer Luft, des Stiftungsfestes im Internat in Kremsmünster,
ja das sind Geschichten, die dem Leser unterkommen, untergekommen sind. Dazu
braucht es doch noch einer Wiederholung? Anderseits die Wege mit Friedrich
Heer, das Wachrufen der Erinnerung an diesen Großen Österreichs, das ist ganz
bestimmt notwendig und verdienstvoll. An Friedrich Heer sollte mehr und öfter
gedacht werden, als in ein paar schmalen Seiten eines Erzählbandes – vielleicht
regt der Autor damit jemand an? Wünschenswert und notwendig wäre es!
Bei der weltweiten Tätigkeit des Autors bleibt es nicht aus,
dass er die Leser mit Detailschilderungen aller möglichen (und auch
unmöglichen) Stationen überfällt. Ob es die Museen sind (es ist gut zu wissen,
in welchen gottvergessenen Nestern es Museen gibt), natürlich die Theater, ob
diese in Paris, Bern, Italien, in den Weiten der USA sind, ob es zur Waldheimzeit
in London war, Renoldner lässt uns wissen: Er war dort, er war dabei. „Kyselak
war hier“ fällt einem unwillkürlich ein. Na klar, die „Diktatur der
Anständigkeit“ in der Schweiz und da ganz besonders in Bern, ist für einen
Österreicher schon eine gewisse Herausforderung – eigentlich erzählt jeder, der
einige Jahre in diesem Land verbrachte, Ähnliches. Das ist Bedienen von
Klischees, jedoch und das gesteht der Rezensent gerne zu, gut gemacht und
amüsant geschrieben. Die Berliner Szenen gefallen sehr, auch weil sie die
Abrissmanie gezielt aufs Korn nehmen und dem sinnlosen Wiederaufbau
verschiedener historischer „Notwendigkeiten“ gegenüberstellen. Allerdings,
damit komme ich zum Schluss, die Ausflüge in die Salzburger Provinz, ob
Anthering oder im unmittelbaren Festspielbezirk, wären m. E. verzichtbar.
Ebenso die Anekdoten aus dem Theaterleben, zu sehr erinnern einige an den
drittklassigen Schauspieler, der in der kommenden Saison bei der Neuinszenierung
von „Schneewittchen“ den vierten Zwerg hintergründig anlegen wird. Aber zu
Füllung des Bandes und als heitere Zwischendurchlektüre sind auch diese Texte
weit besser als vieles, was uns da unter diesem Sujet oft angeboten wird.
Hans Bäck
Europa Literaturkreis Kapfenberg
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