„Was meine Ruhe störet,
erlaube
nicht, o Herr!“ – ein Kirchenlied, das meine Urgroßmutter mit zitternder
Inbrunst gesungen hat, von mir als
jungem Mädchen herablassend belächelt als Inbegriff von Stillstand und
Spießbürgertum. Aus einem längst vergangenen Jahrhundert.
Längt vergangen?
Was stört unsere Ruhe? In neun von 10 Fällen ist die Antwort: „Die
Flüchtlinge“. Sie stören nicht ersaufend im Mittelmeer, erfrierend am
Hindukusch und an Cholera krepierend in den Lagern im südsudan, aber hier bei
uns, da stören sie.
„Was unsere
Ruhe störet, erlaube nicht, Herr Trump!“ dachte die Hälfte der US-Amerikaner
und votierte für eine Betonmauer die ganze südliche Staatsgrenze entlang.
Da gab es
einen, der hat die fromme Ruhe eines sittsamen Mädchens ganz empfindlich
gestört. Gabriel, der Engel. Wer die Verkündigungsszene von Botticelli aus dem
15. Jh. betrachtet, dem springen die ausdrucksvoll abwehrenden Hände der
Jungfrau Maria in die Augen. Trotzdem sagte sie „Es geschehe!“, im festen
Vertrauen darauf, dass der, der die Ruhe stört auch die Kraft gibt, daraus
Gutes und Großes entstehen zu lassen.
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