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Der Friesenbaum
Der etwas andere
Tannenbaum: der Friesenbaum
von Manfred Kolb
Ein Heimatforscher an der Westküste
Schleswig-Holsteins erzählte uns vor einigen Jahren die Geschichte vom
Weihnachtsbaum der Friesen, dem
sog. Friesenbaum. Wenn die Halligen in der
stürmischen Herbst- und Winterzeit vom Festland völlig abgeschnitten waren,
konnten die Halligbewohner
das Weihnachtsfest nicht mit dem auf dem Festland
schon verbreiteten geschmückten Tannenbaum begehen: Tannen oder Fichten wuchsen
auf den Warften (Wurten) nicht und ein Transport vom Festland her war
witterungsbedingt nicht möglich.
So kamen Halligbewohner auf die Idee, sich aus den
regelmäßig bei Sturmfluten angeschwemmten Hölzern einen Tannenbaum aus Holz
zu bauen: ein längeres Holz diente dabei als Stamm,
an dem mehrere kleinere Hölzer wie Äste eines Tannenbaums befestigt wurden.
Dieser seit Ende des 18. Jahrhunderts gebräuchliche sog. Friesenbaum wurde mit
einem roten Farbanstrich versehen und mit einer außen umlaufenden grünen
Girlande aus Buchsbaum geschmückt. Buchsbaum wurde nämlich auf den Halligen als
Windschutz für die kleinen Gemüsegärten als umlaufende Hecken angepflanzt.
Der Stamm des Friesenbaums wurde übrigens mit einer
Ranke aus grünem Efeu umwickelt, während man die Querhölzer mit
Weihnachtskugeln, Engeln, Heiligen, Tierfiguren, Sternen, Gebäck und Nüssen
behängte. Auf den „Ästen“ stellte man Kerzen auf, wo auch die geschnitzten
Krippenfiguren Platz fanden. Dieser „Friesenbaum“ erfreute sich im Laufe der
Jahrhunderte immer größerer Beliebtheit auf den Halligen, auf den Inseln und in
abgelegenen Gegenden Nordfrieslands.
Heute zählt der Friesenbaum zum Brauchtum der
Friesen und ist inzwischen auch auf dem Festland weit verbreitet.
Auch wir haben uns aus Leimholz einen Friesenbaum
gebastelt, der uns zu jedem Weihnachtsfest mit seinem Schmuck und dem warmen
Licht der Kerzen erfreut.
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